Leserinnenbrief: BILD-Wagners zweifelhaftes “Farb”verständnis

Zusendung von Marie-S.P.

Für unerträglich halte ich die Kolumne “Post von Wagner” auf der Seite 2, in der sich der Autor über die Symbolik der Farbe Schwarz auslässt und haufenweise rassistische Klischees bedient. Die Krönung sind Sätze wie “Schwarz ist die Farbe, bei der man weint. Sie, Barack Obama, haben die Farbe Schwarz schön gemacht” – als wäre Schwarz, als wären schwarze Menschen vorher nicht schön gewesen??!

der ganze Leserinnenbrief:

lieber Brauner Mob,

beim Durchblättern der verschiedenen Zeitungen in meiner Redaktion bin ich heute morgen über einen Artikel in der Bildzeitung gestolpert, den ich für hochproblematisch halte. Gut, über die Bildzeitung kann man sich eigentlich täglich aufregen. Heute habe ich mich allerdings ganz besonders geärgert.
Die Bild widmet ihren Titel der heutigen Ausgabe Barack Obama. Kern ist, dazustellen, warum Obama so beliebt bei den Deutschen ist. Für unerträglich halte ich die Kolumne “Post von Wagner” auf der Seite 2, in der sich der Autor über die Symbolik der Farbe Schwarz auslässt und haufenweise rassistische Klischees bedient. Die Krönung sind Sätze wie “Schwarz ist die Farbe, bei der man weint. Sie, Barack Obama, haben die Farbe Schwarz schön gemacht” – als wäre Schwarz, als wären schwarze Menschen vorher nicht schön gewesen??! Fröhlich weiter mit Vorurteilen geht es im letzten Teil: “Ich finde es großartig, dass sie in Harvard studiert haben. Und tanzen können Sie wie ein Schwarzer. Sie spielen Basketball wie ein Schwarzer. Sie sind schwarz und weiß. Das ist der Grund, warum wir Sie alle lieben.” Ob eine Kolumne wie “Post von Wagner” zu einem Gutteil von der Ironie lebt, sei mal dahingestellt. Ich halte es aber für untragbar und beschämend für die deutschen Medien, dass Sätze wie die oben zitierten gedruckt werden. Sie suggerieren, dass ein schwarzer Mensch nur gemacht werden kann, wenn er auch “weiße” Charakterzüge trägt, “nicht richtig” schwarz ist, also “schwarz UND weiß”. Sie bedienen das Klischee, dass Schwarze gut tanzen und Sport treiben können, Weißen hingegen akademische Karrieren vorbehalten sind. Es scheint für Herrn Wagner bemerkenswert, dass ein Schwarzer es geschafft hat, in HArvard zu studieren und alleine deswegen kann er dann eben auch von Weißen geliebt werden.

Ich möchte den Braunen Mob hiermit auf den Artikel aufmerksam machen und fände es schön, wenn Sie dazu auf Ihrer Seite Stellung beziehen würden.

Mit freundlichen Grüßen,
Marie-S.P.

anm. der Red.: Zitat BILD.de: “Jetzt können Sie Franz Josef Wagner auch eine E-mail schreiben: fjwagner@bild.de

6 replies
  1. PCD
    PCD says:

    Dieser Wagner ist nicht nur peinlich, er ist auch gefährlich. Gut, daß Du sofort reagiert hast, Marie S.-P.!

    Warum der Springer-Verlag nicht ständig bis zum Hals in Anklagen wegen Volksverhetzung steckt, ist eines der letzten großen Geheimnisse dieser Republik. Oder auch nicht. Wie auch immer: Ich mach’ mich jetzt auf und trete Herrn Wagner per E-Mail-Leserbrief kräftig vors Schienbein!

  2. der braune mob e.V.
    der braune mob e.V. says:

    Es war versehentlich der falsche Link gelegt, jetzt ist er korrigiert, dankeschön für den Hinweis!

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