Schwarz UND stolz – Demonstration am 18. Juli 2009 in Berlin

update vom 15.7.2009: Die Demo wurde soeben abgesagt, und auf 2010 verschoben. Hintergrund sei der Rückzug von Sponsorengeldern aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation.

Für den 18. Juli 2009 hat der Schwarze deutsche Rapaktivist Tibor Sturm aka QuietStorm zu einer großen Demonstration Schwarzer Menschen in Berlin aufgerufen.

In einem dazugehörigen Artikel auf dem Portal “MUT gegen rechte Gewalt” heißt es u.a.:

“Vorbild ist für Tibor Sturm der “Million Man March” vom 16. Oktober 1995 in Washington, als es darum ging, der Öffentlichkeit ein anderes, vielschichtiges Bild Schwarzer in den USA zu zeigen, als es durch rassistische Klischees und Vorurteile geprägt war. Dies will auch Tibor Sturm: “Zeigen, wie viele und wie vielseitig wir sind, deutlich machen, worunter wir leiden und eintreten für eine wirklich offene Gesellschaft”. Denn Schwarze in Deutschland “sind genauso ein Teil der Gesellschaft wie alle anderen”.

Der Marsch ist gekoppelt an den Videodreh zu Tibor Sturms neuem Song “SCHWARZ UND STOLZ”.

Hier ein Auszug aus dem Refrain:

Hier ist das was ihr Spinner nicht hören wollt / Ganz egal wie oft ihr uns zerstören wollt / Unsere Farbe bleibt die erste vor Rot und Gold / Wir sind Schwarz und Deutsch – schwarz und stolz“.

weiter zum Artikel auf der Homepage von \”MUT gegen rechte Gewalt\”

hier geht es zur Homepage von SCHWARZ UND STOLZ

Hintergrund: Interview mit Tibor Sturm – “Recht und Gerechtigkeit sind zwei paar Schuhe” – Tibor Sturm wurde zu sieben Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, weil er sich gegen einen Überfall von sechs Nazis erfolgreich wehrte.

4 replies
  1. Flora
    Flora says:

    Die Idee einer großen Demonstration von schwarzen Menschen und deren UnterstuetzerInnen ist zwar sehr gut und wird von mir auf jeden Fall mitgetragen, jedoch ist der ideologische Hintergrund des Aufrufes von Tibor sehr probelmatisch.
    Schon der Name der Homepage sowie die Newsletter und die damit vorgetragenen Inhalte machen leider deutlich, dass hier recht national-konservative und deutsch-nationale Ideologien vertreten werden.
    Da diese jedoch Grund unseres Uebels (Uebel der Diskriminierung von Schwarzen Menschen und Rassismus allgemein) sind, lehne ich derartige politische Richtungen vollumfaenglich ab.
    Ferner faellt mir auf Grund der obigen Information auf, dass ich wohl hier auch noch – wenn ich denn teilmehmen wuerde – als unbezahlte Komparsin fuer ein von mir politisch nicht getragenes Musikvideo “funktionalisiert” werden wuerde.
    Ich haette gerne die Wahl, ob ich -dann grundsaetzlich nur bezahlt- als Komparsin auftrete.

    Ich rate jedem, schaut Euch diese Sache bitte mal ganz genau und vor allem aus politischer Sicht an. Bei der Antifa gibt es sicher hinreichend Informationen dazu, wie Mensch Rechtsradikalismus sowie national-konservative/deutsch-nationale politische Anschauungen erkennen kann.

    Tibor ist inzwischen stinke sauer auf mich. Aber hier tut eine ausfuehrliche politische Diskussion not.
    Denn ich bin eben eine ueberzeugte Antirassistin und Antifaschistin und kann beim besten Willen keine Toleranz mehr aufbringen, wenn es politisch im rechten Lager herumgeruehrt wird.

    Das amerikanische Vorbild eines solchen “Marsches” mag zwar empowernt sein, kann aber nicht ohne den dort mitschwingenden Nationalismus/Patriotismus betrachtet und kritiklos hingenommen werden.

    Gruß

    Flora

  2. Mssandra
    Mssandra says:

    Das trifft aber nicht auf alle zu.
    Hier müsste man die Hintergründe differenziert sehen.
    Wenn eine marginalisierte Gruppe die Symboliken, die der Mehrheitsgesellschaft auch zur Abgrenzung dienen, instrumentalisiert, deutet sie diese Symbole um. Nationalistische Symbole -von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft geschwenkt oder benutzt- haben ganz andere Bedeutungen als wenn dieselben Symboliken von der marginalisierten Minderheit im Widerstand benutzt werden.

    Die “Aneignung” nationalistischer Symboliken durch Schwarze Gruppen bricht die Kontinuität, in der diese Symboliken verwendet wurden und werden. Sie versetzt sie in einen neuen Kontext. Sie werden dadurch gestört.
    Das müsste eigentlich offensichtlich sein.
    Wenn der Schwarze Fußballer Ogungbure den Hitlergruß macht, ist dieser damit nicht in der Kontonuität des rechten/fascho-Hitlergrußes, sondern sagt genau das Gegenteil: “schaut her was Ihr für Nazis seid”.

    Wenn eine Schwarze Gruppe den Bundesadler als Symbol benutzt, heisst das nicht zwangsläufig “wir sind ja so stolz, deutsch zu sein” sondern “Hallo Deutschland, du bist auch Schwarz, da schau her wie wir uns deine nationalistischen Symboliken einverleiben um darauf hinzuweisen.”

    Über die Geschmackssicherheit der Kommunikation der Kampagne kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein, aber dass Symboliken etwas vollständig anderes bedeuten können, je nachdem, WER sie benutzt, und wie, sollte in diesem Diskurs jetzt vielleicht auch mal mitgedacht werden.

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