3.-10.7.2010 (!), Berlin und Eberswalde: Augsburg Reloaded!
Afrika- und Namibia-Tage im Zoo

— Please forward/mirror this with a link to this page. Complete english version HERE!

NEU vom 5.7.:

Leider haben nicht alle Protestierenden unseren Blogeintrag und Newsletter sorgfältig durchgelesen. Wir behaupten an keiner Stelle, dass im Zoo Berlin Menschen ausgestellt werden sollen! Unsere scharfe Kritik am Namibia-Tag im Zoo Berlin bezieht sich auf die Verknüpfung der “Unabhängigkeitsfeier von Namibia” mit einem Zoobesuch! Dies sollte ausgerechnet in Deutschland nicht passieren dürfen.

Was den Zoo Eberswalde betrifft, sehen wir die Konnotationen von Völkerschauen durchaus.

*

1.7.:

Und wieder veranstalten deutsche Tiergärten ‚afrikanische’ Tage. In einem der Rahmenprogramme sollen afrikanische Menschen sowie ihre Darbietungen, Kunst und Kultur Gegenstand eines Zoobesuchs werden.
*

DAS erwarten Deutsche in einem Zoo? (Logo des mitveranstaltenden Vereins "Freundeskreis Gesundheit für Ombili Berlin-Brandenburg e.V."

*

Zoo Eberswalde

Auszug aus der Veranstaltungsbroschüre:

Genießen Sie afrikanisches Flair mit temperamentvoller Live-Musik und Tanz der Band Odjadike und Ballet Zebola aus dem Kongo

(…)

Diese Veranstaltung soll die Volksgruppe der San, den „letzten ersten Menschen“, durch Hilfe zur Selbsthilfe bei der sanften Integration in unsere moderne Zeit unterstützen.

(…)

• Erleben Sie die Tiere hautnah im besonderen Ambiente
• Lassen Sie sich von einzigartigen Lichteffekten faszinieren
• Entdecken Sie nachtaktive Tiere im Zoo bei einem individuellen nächtlichen Zoo-Rundgang
• Lernen macht Spaß – Angebote der Zooschule für die Jüngsten
• Erfreuen Sie sich an Informationen über Namibia und die San, die vom Aussterben bedrohten letzten ersten Menschen
• Bewundern und erwerben Sie die Schnitzereien, Flechtarbeiten und weiteres Kunsthandwerk, das von ihnen geschaffen wurde.

Ganze Broschüre hier zum Download

*

Zoo Berlin:

Ausgerechnet als Teil der Jubiläumsreihe „20 Jahre Unabhängigkeit“ veranstaltet die Deutsch-Namibische Gesellschaft in Kooperation mit der ‘p.art.ners berlin-windhoek gGmbH’ und dem Zoo Berlin einen “Öffentlichen Namibia-Tag im Zoo für die ganze Familie”.

Auszug aus der Einladung:

Die p.art.ners berlin–windhoek gGmbH fördert das Engagement namibischer und deutscher Künstler, die sich in ihrer Arbeit mit dem Naturschutz in Namibia beschäftigen. Die Botschaft der Republik Namibia unterstützt die Veranstaltung als Teil der Jubiläumsreihe „20 Jahre Unabhängigkeit“ und „ 10 Jahre Städtepart- nerschaft Berlin-Windhoek“.

Der Berliner Zoo bietet als Gastgeber an beiden Tagen das ideale Umfeld zum Thema.

Im Zoorestaurant stehen an diesem Wochenende afrikanische Spezialitäten auf dem Speiseplan.

Ganze Broschüre hier zum Download

*

Zuvor hatte auch der Zoo Krefeld “Afrika-Tage” veranstaltet, dies jedoch bereut:
(Artikel: “Zoo-Aufsichtsratschef versteht Afrikatag-Kritik”)

*

*

HANDELN:

Man hätte meinen können, der Fall “African Village” in Ausgburg 2005 hätte sich in der Branche herumgesprochen und zu einem Lernprozess geführt. Damals gab es zahlreiche internationale (und deutsche) Proteste; die Veranstaltung wurde dennoch durchgeführt, unter anderem mit dem Argument “dass ja sonst auf Sportveranstaltungen auch keine ‘Farbigen’ mehr zu sehen sein dürften” und man “den Zoo” für den “genau … richtige(n) Ort” halte, um “die Atmosphäre von Exotik zu vermitteln” und den Ausgburger_innen “die Afrikanische Kultur” nahezubringen. Auch damals wurde perfide damit argumentiert, dass der Erlös ja einem ‘guten Zweck™’ zugute kommen werde. Als wäre das durch Veranstaltungen in einem würdigen Rahmen, der strukturell und inhaltlich nicht an die deutsche Geschichte gewaltvoller Völkerschauen anknüpft, nicht zu bewerkstelligen.

Im Fall Eberswalde findet sich dieselbe Konstellation (‘Afrika’ durch Zoobesuch ‘nahebringen’, als homogen konstruieren: ‘afrikanisches Essen’, dabei auch noch etwas Gutes tun: ‘Spenden’, exotisierende Spektakel paternalistisch als ‘afrikanische Interessen’ deuten), jedoch in ganz neuer rassistischer Qualität. Die ‘Volksgruppe’, der durch den Erlös aus der Veranstaltung in Eberswalde finanziell ‘geholfen’ werden soll, wird in der Broschüre doch tatsächlich als Vorstufe von westlichen Menschen bezeichnet und betrachtet, sowie als integrationsbedürftig. In der Ankündigung der Veranstaltung werden afrikanische Menschen und Kulturen nahtlos in die Betrachtung von Tieren eingereiht.
*


Wir wünschen uns in diesen beiden Fällen zahlreiche Proteste.

*

Bitte schreiben Sie an die Zoodirektionen und an die veranstaltenden Vereine und Organisationen (gerne mit info@derbraunemob.de im cc), um zu erreichen, dass die Geschichtsblindheit und die Verortung afrikanischer Menschen und Kulturen in Tierparks endlich aufhört! Zeigen Sie, dass in Ihrem Namen so etwas nicht veranstaltet werden darf.

*

Kontakte:

(Es empfiehlt sich für solche Korrespondenz unbedingt der Zusatz: “Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird, und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.“)

“Afrika-Tag” im Zoo Eberswalde:

Genießen Sie afrikanisches Flair mit temperamentvoller Live-Musik und Tanz der Band Odjadike und Ballet Zebola aus dem Kongo.
Diese Veranstaltung soll die Volksgruppe der San, den „letzten ersten Menschen“, durch Hilfe zur Selbsthilfe bei der sanften Integration in unsere moderne Zeit unterstützen.

Zoo Eberswalde, Direktor: Bernd Hensch
Mail: zoo@eberswalde.de
Am Wasserfall 1, 16225 Eberswalde
Telefon: 0 33 34 – 2 27 33, Fax: 0 33 34 – 2 34 65

Mitveranstalter Freundeskreis “Gesundheit für Ombili Berlin-Brandenburg e.V.”
Vorsitzende: Dr. Frauke von Fersen; Mail: von.versen@t-online.de
An der Wildbahn 41, 16348 Wandlitz; Tel: 033397 – 70017

*

“Unterstützung namibischer Naturschutzprojekte” zum namibischen Unabhängigkeitsjubiläum (!) im Zoo Berlin:

Zoologischer Garten Berlin AG, Bernhard Blaszkiewitz (Zoologischer Direktor)
Mail: info@zoo-berlin.de
Hardenbergplatz 8, 10787 Berlin, Tel. 030/25 40 10

Organisatoren: Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V. (German-Namibian Society), e-mail: buero@dngev.de
Sudetenland-Straße 18 37085 Göttingen, Tel.: 05 51/7076781

Unterstützer: Botschaft der Republik Namibia, e-mail: konsular@namibia-botschaft.de
Reichsstr. 17, 14052 Berlin
Tel.: +49-30-254 095 0
Fax: +49-30-254 095 55

Mitorganisatoren: ‘p.art.ners berlin-windhoek gGmbH‘, e-mail: info@berlin-windhoek.org
Rungestraße 22–24 (PF 192) 10179 Berlin, Tel. 030/692 08 30 20

*

Hintergrundwissen und -Infos über den ‘Präzedenzfall’ “African Village” im Zoo Ausgburg:

– Statement der Zoodirektorin, Presse, internationale und deutsche Briefe
– Verleihung und Begründung unseres Negativ Awards, der ‘Braunen Karte’
– Ankündigung der Veranstaltung und Briefwechsel des Zoo Augsburg
– Protestschreiben der Initiativen ISD, ADEFRA u.a.
uvm,

findet sich alles HIER (Kurzform) und HIER (ausführlicher).

12 replies
  1. Anne
    Anne says:

    Diese Mail haben die Verantwortlichen in Eberswalde heute von mir bekommen:

    Sehr geehrter Herr Hensch,
    sehr geehrte Frau von Versen,

    entschieden muss ich gegen die von Ihnen geplante “Afrikanische Zoo-Nacht” protestieren.

    Diese Veranstaltung stellt afrikanische Menschen, Kulturen und Kunst in eine Reihe mit der Betrachtung von Tieren. Afrikanische Menschen werden als Vorstufe der westlichen Menschen betrachtet (So ist das Gerede von “den letzten ersten Menschen” wohl zu verstehen). Das ist rassistisch und nicht akzeptabel. Die von ihnen geplante Verantstaltung zeugt von maßloser Geschichtsblindheit, da sie an die gewaltvolle Geschichte der “Völkerschauen” anknüpft.

    Es ist ein Skandal, dass sich Tierparks in Deutschland so offen rassistisch verhalten. Ich fordere Sie auf, die von Ihnen geplante Veranstaltung abzusagen und sich öffentlich zu entschuldigen.

    Über eine Stellungnahme würde ich mich sehr freuen. Bitte beachten Sie, dass diese Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre Antwort zu Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.

    Mit freundlichen Grüßen
    Anne S.

  2. Anne
    Anne says:

    Und diese Mail ging an die Verantwortlichen in Berlin:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    entschieden muss ich gegen den geplanten “Namibia-Tag” im Berliner Zoo protestieren.

    Ein Zoo ist kein geeigneter Ort, um die namibische Unabhängigkeit und 10 Jahre Städtepartnerschaft Berlin-Windhoek zu feiern. Durch die Verortung afrikanischer Menschen, Kulturen und Kunst in einen Tierpark wird an die gewaltvolle Geschichte der sog. “Völkerschauen” angeknüpft, da afrikanische Menschen in eine Reihe mit der Betrachtung von Tieren gestellt werden. Das ist rassistisch und nicht akzeptabel.

    Es ist ein Skandal, dass sich Tierparks in Deutschland so offen rassistisch und geschichtsblind verhalten. Ich fordere Sie auf, die von Ihnen geplante Veranstaltung abzusagen und sich öffentlich zu entschuldigen.

    Über eine Stellungnahme würde ich mich sehr freuen. Bitte beachten Sie, dass diese Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre Antwort zu Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.

    Mit freundlichen Grüßen
    Anne S.

  3. Sabine
    Sabine says:

    Sehr geehrter Herr Hensch,

    soeben habe ich die Werbebroschüre von dem geplanten “Afrika Tag” in Ihrem Zoo gelesen und bin zutiefst bestürzt.

    Ich studiere Afrikastudien an der Universität Leipzig und bin normalerweise erfreut, wenn afrikaspeziefische Themen in der Öffentlichkeit Interesse finden, Ihre Veranstaltung geht allerdings eindeutig in die falsche Richtung!

    Ich möchte Ihnen keine rassistische Grundhaltung vorwerfen, jedoch kann ich es nicht hinnehmen, dass Sie in Ihrem Zoo Mitmenschen vermarkten und als Attraktion gleich neben den Tieren präsentieren. Damit knüpfen sie nahtlos an die in der deutschen Geschichte leider viel zu oft stattgefundenen “Völkerschauen” an!

    Die San sind eine im südlichen Afrika ansässige Ethnie. Diese Ethnie als den „letzten ersten Menschen“ zu bezeichnen und “durch Hilfe zur Selbsthilfe bei der sanften Integration in unsere moderne Zeit unterstützen” zu wollen erinnert mich an imperialistische Ignoranz, das hat mich “Hilfe” und “Interesse” nicht das geringste zu tun!

    Ich kann Sie nur eindringlich bitten, über diese Veranstaltung nochmals nachzudenken, die (übrigens zahlreiche) Kritik entgegenzunehmen und solche Veranstaltungen in Zukunft zu unterlassen. Es wäre sehr schade die geleistete Arbeit in Sachen Bewusstseinserweiterung zum Thema Afrika in unserer Gesellschaft durch solche (vielleicht gutgemeinten) Aktionen zunichte zu machen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Sabine …

  4. Ralph
    Ralph says:

    An Zoo Eberswalde und Freundeskreis “Gesundheit für Ombili Berlin-Brandenburg e.V., Samstag 03.07.2010, 15:17 Uhr.

    “Sehr geehrte Frau Dr. von Fersen, sehr geehrter Herr Dr. Hensch,

    mit großer Enttäuschung las ich das Programm für Ihre bereits 6. Afrikanische Zoo-Nacht (und im Nachhinein auch die vorherigen Programme). Diese Veranstaltungen und die von Ihnen gewählte Rhetorik homogenisiert zahlreiche und höchst verschiedene Kulturen und Gesellschaften auf dem afrikanischen Kontinent (z.B. “afrikanische Speisen, Weine und Ingwerbier”; oder wie für Ihre 5. A-Z-N beworben: “landestypische Speisen”; die von Ihnen als “afrikanisch” angepriesene Boerewors (deutsch: Burenwurst) ist übrigens eine Speise der weißen Südafrikaner und werden Sie außerhalb des südlichen Afrikas nicht finden) und, schlimmer noch, reduziert diese auf die Attribute “faszinierend”, “verzaubernd”, “temperamentvoll” (= exotisch) und primitiv (= “den letzten ersten Menschen”; “Integration in unsere moderne Zeit”). Sie stellen explizit Menschen in Afrika unter Menschen aus dem Nord-Westen des Globus. Mit diesem Konzept bilden Sie einen zutiefst rassistischen Rahmen für Ihre Veranstaltung – auch wenn dies nicht von Ihnen beabsichtigt sein mag. Mit Ihrem vermeintlich “gutmenschlichen” Interesse den “primitiven” San zur Emanzipation zu verhelfen, richten Sie eher Schaden an als tatsächliche konstruktive Prozesse zu unterstützen. Geäußerte “gute” Intentionen reichen heute nicht mehr aus um eindeutig falsche Weltbilder und Initiativen zu rechtfertigen. Dazu kommt, dass es für eine Organisation die seit erheblicher Zeit ein “Entwicklungsprojekt” in Afrika fördert – wie Ihr Freundeskreis “Gesundheit für Ombili Berlin-Brandenburg e.V.” – unverständlich ist, wie Sie so abgetrennt von derzeitigen (und auch schon lange vergangenen) Diskursen und Standards in der Entwicklungspolitik und der sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung operieren können – mal ganz abgesehen von inner-Deutschen Lehren aus der NS-Zeit, dem derzeitigem Rassismus und Kontroversen um Integration in Deutschland, denen sich aufgeweckte/gebildete Deutsche bewusst sein müssen. Dazu gehört sicherlich ein ganzes Stück Ignoranz!
    Auch ich muss betonen, dass Ihre Veranstaltung erschreckende Ähnlichkeiten mit den in der deutschen Geschichte erlebten Völkerschauen aufweist!

    Für Ihr eigenes Interesse muss ich Sie beide bitten und aus dem Kampf – und dessen bisherigen Erfolgen – für die Akzeptanz aller Menschen als ebenwürdig heraus muss ich Sie auffordern Ihre Veranstaltung abzusagen. Wenn es wirklich Ihr Interesse ist die San zu unterstützen gibt es andere Möglichkeiten des Fundraisings und der Projektplanung, welche weder die San noch andere Afrikaner diskriminiert (ob positiv oder negativ ist dabei irrelevant). Es gibt ohne Zweifel auch andere Möglichkeiten Besucher für den Zoo zu motivieren – ohne afrikanische Kulturen mit der Tierwelt gleich zu stellen.

    Ich würde Sie beide bitten meine Kritik und die von anderen konstruktiv und nüchtern aufzunehmen. Es ist sicherlich keinem geholfen, wenn man sich hinter Gefühlen von Beleidigung oder Scham verbarrikadiert. Ihre beruflichen Positionen und akademischen Grade lassen vermuten, dass Sie Ihrer Ratio Vorzug gegenüber einfachen Emotionen geben können. Ich vertraue auf Ihre Einsicht darin, dass die vorgebrachte Kritik Ihren öffentlich formulierten Interessen (welche vielleicht auch die tatsächlichen sind) entspricht und sich daher eine angemessene Lösung finden lässt.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Ralph

    Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird, und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.”

  5. N.Holtmann
    N.Holtmann says:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich bitte Sie eindringlich von der geplanten “Afrikanischen Zoo Nacht”
    abzusehen.
    In Anbetracht der geschichtlichen Verantwortung bezüglich der Ära der
    Völkerschauen ist Ihr Vorhaben absolut inakzeptabel.

    Bitte verstehen auch Sie Ihre Verantwortung, beschäftigen Sie sich mit dem
    Thema und öffnen Sie Ihre Augen.
    Ein Zoo ist kein Ort um Menschen und Kulturen “auszustellen”!

    Mit freundlichen Grüßen,
    N. Holtmann

    Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird,
    und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der
    Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.

  6. Sina Dreimann
    Sina Dreimann says:

    > Sehr geehrte Damen und Herren,
    >
    > mit großem Entsetzen habe ich zur Kenntnis genommen, dass ihr Zoo einen
    > so genannten Afrika-Tag veranstaltet.
    >
    > Dass man den San ausgerechnet in einem Zoo (!!) eine “sanfte Hilfe zur
    > Selbsthilfe” zur Integration in “unsere (wessen eigentlich genau?!)
    > moderne Zeit” geben will, ist ein gruseliger Beweis dafür, dass sie die
    > Geschichte von deutschen Zoos in Bezug auf Kolonialismus (nicht nur,
    > aber auch in Bezug auf so genannte “Menschenschauen”) entweder nicht
    > kennen oder mißachten. Damit behaupte ich nicht, dass sie in der Praxis
    > das gleiche tun, wie Hagenbeck und andere es damals getan haben, doch
    > scheint mir der “Ort Zoo” mit seiner Geschichte und auch den
    > Assoziationen bezüglich Exotismus und Tiere an zwei rassistische Bild-
    > Und Argumentationslinien (“Böse Wilde” (“wie die Tiere”) bzw.
    > romantisch-exotisierende Verklärungen “guter, aber primitiver” Schwarzer
    > Kulturen) anzuschließen. Hierzu trägt auch bei, dass afrikanische Kultur
    > UND Tiere (letzere im Übrigen in Käfigen oder Gehegen, auch das spiegelt
    > eine kolonialisitsche Kultur im Umgang Weißer Menschen mit Schwarzen
    > Menschen!) gezeigt werden.
    >
    > Zu guter Letzt: Vielleicht ist es nur eine Formulierungsschwäche, vll.
    > aber auch eine Freudsche Fehlleistung: “Erfreuen sie sich an
    > Informationen über (…) die vom Aussterben bedrohten letzten ersten
    > Menschen”. Wie sollen mich Informationen über die Vernichtung einer
    > Bevölkerungsgruppe erfreuen? Und wann redet man eigentlich von
    > Aussterben? Doch eher in einem biologischen und/oder biologistischem
    > Kontext, oder? Wenn sie also der unter Biolog_innen und
    > Sozialwissenschaftler_innen als Tatsache bekannten Erkenntnis, dass es
    > niemals Rassen (also biologisch homogene Gruppen unter den Menschen)
    > gegeben hat, folgen, macht dann dieses Wort Sinn?
    >
    > Bereits die Vorgänge in Augsburg und die internationalen Reaktionen
    > darauf haben gezeigt, dass sowohl Schwarze als auch Weiße in zunehmender
    > Zahl und mit zunehmendem medialen Gehör solche Formen von Rassismus
    > nicht mehr hinnehmen.
    > Ich fordere sie daher auf, ihr Vorgehen kritisch (vll. unter
    > Zuhilfenahme kompetenter (Medien-)Coaches wie den Vertreter_innen des
    > der braune mob e.v. (www.derbraunemob.de) wenn diese dazu bereit sind,
    > zu reflektieren, sich öffentlich bei der Schwarzen Bevölkerung zu
    > entschuldigen (meinetwegen auch bei den Weißen, die sich durch Rassismus
    > ebenfalls belästigt fühlen) und solche Veranstaltungen in Zukunft zu
    > unterlassen.
    >
    > Auf eine Antwort bin ich gespannt
    >
    > mit freundlichen Grüßen
    > Sina Dreimann (aus einer Weißen Perspektive)
    >
    > Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt
    > wird, und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu
    > Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen werde.
    >

  7. Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V.
    Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. says:

    Sehr geehrter Herr Blaszkiewitz, sehr geehrte Damen und Herren,

    mit Befremden nahmen wir Ihre Einladung zu “Namibia-Tag im Zoo für die ganze Familie” zur Kenntnis. Sie schreiben, zur Feier von “20 Jahre Unabhängigkeit der Republik Namibia” und “10 Jahre Städtepartnerschaft Berlin – Windhoek” sei der Berliner Zoo das ideale Umfeld.

    Diese Einschätzung teilen wir nicht. Es gibt viele gute Orte für die Unterstützung von Projekten in Afrika – ein Zoo ist es nicht: Durch die Verortung von Menschen, Kulturen und Kunst aus afrikanischen Ländern in einem Zoo werden Menschen leicht in die Nähe mit der Betrachtung von Tieren gerückt.

    Sollten Sie sich nun fragen, ob das nicht eine überzogene Interpretation ist, so befinden Sie sich sicherlich in bester Gesellschaft mit einem Großteil der Bevölkerung. Damit das nicht so bleibt, machen wir mit unserer Website auf den Sachverhalt aufmerksam. Und können Ihnen übermitteln, dass zahlreiche in unserem Verband aktive afrodeutschen Familien dies genau so empfinden.

    Hoffend, Ihnen mit dieser Rückmeldung nützlich gewesen zu sein, grüßt freundlich

    Susanne Wiegmann
    Öffentlichkeitsarbeit & Bürgerschaftliches Engagement
    ___________________________________________
    Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V.
    http://www.verband-binationaler.de

    Tatsächlich haben wir eine Anwort erhalten:

    Sehr geehrte Frau Wiegmann,

    Ihr Anliegen haben wir zur Kenntnis genommen. Ihre vorgetragenen Argumente sind für sich genommen richtig und zutreffend – haben allerdings mit der Veranstaltung, die am Wochenende im Berliner Zoo stattfindet, überhaupt nichts zu tun, wie ein Blick in das Programm leicht erkennen lässt.

    Dort geht es um Naturschutz in Namibia – ein Anliegen, dem sicherlich auch Sie sich nicht verschließen wollen, denn gerade Namibia ist mustergültig a) in der Verankerung des Naturschutzes in der Verfassung, b) dem effizienten Schutz bedrohter Tierarten wie dem Spitzmaulnashorn und der Geparden (als Beispiele), und c) in der Entwicklung von Konzepten, dass der Naturschutz gerade für die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten, wo es zu Problemen kommt (Löwen reißen die Rinder und Ziegen als Existenzgrundlage der Bauern), verstanden und positiv praktiziert wird.

    Das hat bei näherer Betrachtung nun wirklich nichts zu tun mit der “Betrachtung von Menschen wie Tiere” oder der “Verortung afrikanischer Menschen und Kultur in Tierparks”, wie Sie ausführen.

    Ich bitte Sie sehr darum, diese auch meinerseits öffentliche Antwort zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung zu verbreiten.

    Mit freundlichen Grüßen, Klaus A. Hess, Präsident

  8. pale wheat bread
    pale wheat bread says:

    Typisch Gutmenschen – also Durchnittsdeutsche (Europäer). Warum sollte nicht auch in dieser Branche mit einer entsprechenden Wertvorstellung respective Ideologie fast alles nur als potentiell ertragreiche Ware betrachtet werden können. Und warum sollten solche Menschen ihre Mitmenschen dann ausgerechnet (unter Humanistischen Gesichtspunkten betrachtet) besser oder überhaupt anders behandeln ? (Hausangestellte in Latein Amerika oder den V.A.E. aber auch allen anderen “Industrienationen”)
    Mal abgesehen von der schon von Feuerbach klar entlarvten Deutschen Ideologie die auch nicht vor dem Bildungsbürgertum sowenig wie vor Ausbildungsberufen halt macht. Deutsche Anwälte, Richter, Archäologen, Diplomaten, Biologen muss der kritische Mensch mit Vorsicht geniessen. Warum sollten also Sex TouristInnen und Zoo BetreiberInnen nicht unangenehm viele Übereinstimmende Ansichten (Exotic) haben und also auch kolportieren ?

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Fortschritt darzustellen. Ich danke kurz Noah und dem Braunen Mob, dass sie mir beigebracht haben, so etwas wahrzunehmen. Immerhin. window.fbAsyncInit = function() { FB.init({appId: "46398789411", status: […]

  2. […] wir bereits im letzten Jahr einen Beitrag zur unsäglichen Veranstaltung im Zoo Eberswalde veröffentlicht haben, ist dies aus gegebenem Anlass wieder nötig, da am 30. Juli 2011 […]

  3. […] Kontinuität? Von wegen! Veröffentlicht in Antirassismus von momorulez am Juli 2, 2010 „Damals gab es zahlreiche internationale (und deutsche) Proteste; die Veranstaltung wurde denn…nicht an die deutsche Geschichte gewaltvoller Völkerschauen anknüpft, nicht zu […]

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *