Ki.Ka und der ‘kleine’ Unterschied: bei Schwarzen Kids die ‘Abstammung’ einblenden.

An der Red.:

Diesen gelungenen Leserbrief möchten wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.

Durch die beschriebene Praxis beim Ki.Ka lernen schon die Kleinsten, wer selbstverständlich hier ist und wessen private Familiengeschichte eben nicht privat ist, sondern erklärt/abgefragt werden muss, um die Anwesenheit in Deutschland zu rechtfertigen. Natürlich ist die ‘Herkunft’ der Eltern in Wirklichkeit gar keine Personenbeschreibung.

Zusendung von RA_H (28.7.2010):

an zuschauerservice@mdr.de , kika@kika.de
KiKa vom 28.07.2010, 20:15 Uhr wg. diskriminierender Bildunterschrift

An den Intendanten der ARD Prof. Dr. Udo Reiter

An den Programmgeschäftsführer ki.ka Steffen Kottkamp

Sehr geehrter Prof. Dr. Reiter,
sehr geehrter Herr Kottkamp,
sehr geehrte Damen und Herren,

meine Kinder sind begeisterte ki.ka-Zuschauer. Grundsätzlich freut mich das. In der Sendung ki.ka-Live stellen Sie die Schauspieler von Teufelskicker vor. Bei Marvin blenden Sie ein Amerikanischer Vater & Deutsche Mutter“. Was soll das? Weil der Junge Schwarzer ist? Warum weisen sie bei den anderen Schauspielern nicht auf die regionale Herkunft der Eltern hin? Warum halten Sie es für erforderlich, bei einem schwarzen Buben eine Abstammungserklärung einzublenden? Wie sollen Schulen und Familien Kinder in der Weise erziehen, dass Deutsche unterschiedliche Hautfarben haben, wenn sie Kindern vermitteln, dass man bei einem schwarzen Jungen Erklärungsbedarf hat?

Es ist gegenüber Marvin eine Frechheit sein Aussehen im Sender als unter Abstammungsaspekten erklärungsbedürftig zu beschreiben und für zuschauende Kinder eine Gefährdung. Denn Sie differenzieren, wo kein Grund zur Differenzierung bestehen kann. Während Sie bei weißen Buben keine Abstammungserklärungen vornehmen (bei Kinder mit Elternteilen aus Polen oder Italien brauchen Sie natürlich keine Erklärung weil sie weiße bzw. nach Ihren mutmaßlichen Vorstellungen zumindest deutsch“ aussehen), machen Sie aus dem schwarzen Buben eine Ausnahme, eine Besonderheit und behaupten eine Erklärungsnotwendigkeit, die sich nur aus der Unterstellung erklären lässt, dass für Sie ein Unterschied besteht, der erklärt werden muss.

Bedenken Sie, dass Kinderbücher solchen Inhalts beispielsweise in Belgien als jugendgefährdend verboten sind. Auch wenn vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte bei uns die Diskussion über entsprechende Verbote erst geführt wird, würde es Ihrem Sender gut anstehen, Hinweise dieser Art tunlichst zu unterlassen.

Ich wünsche mir zumindest von einem öffentlich-rechtlichen Sender, dass er insoweit hinreichend aufgeklärt handelt und nicht so tut, als seinen schwarze Buben etwas Besonderes in Deutschland. Das wäre eine ausschließende, rassistische Haltung. Denn so unterstreichen Sie die in Deutschland so verbreitete Integrationsunfähigkeit, mit der schwarze Deutsche und Einwanderer alltäglich konfrontiert werden. Schwarze Deutsche werden ständig gefragt, woher sie kommen. Weiße Deutsche werden nicht so behandelt.

Sie denken vielleicht, dass ich überreagiere. Aber bedenken sie, es sind die kleinen“ Aussagen und die unterschwelligen Ausgrenzungen die zu der Ausgrenzung führen. Es ist das ständige kleine Gift, dass den Unterschied betont und die Ausgrenzung fördert, die ausgrenzenden alltäglichen Kleinigkeiten, die unseren Kindern in ihrer Entwicklung schaden.

Bitte ändern Sie den Text zu Marvin, die mir nun schon das zweite Mal in Kika auffällt.

Eine Kopie dieses Schreibens schicke ich zum Zwecke der möglichen Veröffentlichung an www.derbraunemob.de. Bitte beachten Sie, dass ich Ihre Antwort ggf. auch zur Veröffentlichung freigebe, da es im öffentlichen Interesse ist, dass Schwarze nicht ausgegrenzt oder sonst wie als erklärungsbedürftige Besonderheit behandelt werden, schon gar nicht von einem Kindersender,

not amused

RA_H [Name der Red. bekannt], München

1 reply
  1. Marion Wulff
    Marion Wulff says:

    Ich lese diesen tollen Brief erst jetzt.
    Was mich interessiert, ist die Antwort von KiKa. Gibt es eine, und wenn ja, ist die irgendwo veröffentlicht?

    Viele Grüße
    Marion Wulff

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