Protestschreiben gegen einen Auftritt von Thilo Sarrazin im Haus der Kulturen der Welt

  • NEU vom 7.10.2010:

“BRD: Scheitert die Aufklärung ? – Soll man einem Rassisten ein Podium bieten?” – Review-Artikel über Podiumsdiskussionen mit Sarrazin bei ‘Ticker’.

  • NEU vom 30.8.2010:

–  english translation: Letter of protest concerning Thilo Sarrazin’s planned appearance in the ‚House of World Cultures’ (Haus der Kulturen der Welt), Berlin

Chronologie und Updates der Reaktionen und Ereignisse

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Der braune mob e.V. unterzeichnet ausdrücklich mit!

via Migrationsrat Berlin Brandenburg e. V.

Berlin, 24.08.2010

Protestschreiben gegen den Auftritt von Thilo Sarrazin im Haus der Kulturen der Welt

Am 25.09.2010, 18h soll Thilo Sarrazin sein neues Buch „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ (Erscheinungstermin: 30.08.2010 […] ) im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin im Haus der Kulturen der Welt vorstellen. In dem Werbetext des Verlags heißt es: „Thilo Sarrazin beschreibt (…) die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird.“

Wir protestieren dagegen, einem Politiker, der aufgrund seiner rassistischen Äußerungen bekannt geworden ist und seine Thesen nun in Buchform präsentiert, eine derartige Plattform im Haus der Kulturen der Welt zu bieten. Sarrazin beschreibt unter Rekurrierung auf eine „aggressive und atavistische Mentalität“ einen Großteil der „Araber“ und „Türken“ als „weder integrationswillig noch –fähig“ und unterteilt Menschen in vermeintlich „produktive“ und „nicht-produktive“ und damit erwünschte und unerwünschte Mitglieder dieser Gesellschaft. Seine Hetze mündet in apokalyptischen Bedrohungsszenarien, in denen insbesondere muslimische Migrant/innen und ihre Nachkommen zu einer Gefahr für das „Abendland“ stilisiert werden. So schreibt Sarrazin in seinem Buch: „Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken Türkisch und Arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. (…) Demografisch stellt die enorme Fruchtbarkeit der muslimischen Migranten eine Bedrohung für das kulturelle und zivilisatorische Gleichgewicht im alternden Europa dar.”

Mit der Akzeptanz der Propagierung einer solchen Weltsicht verliert der Gastgeber der geplanten Veranstaltung – das Haus der Kulturen der Welt – jegliche Glaubwürdigkeit in Bezug auf den Anspruch, den es im Namen führt.

Wir wollen nicht stumm dastehen und zusehen!

Wir sind pflichtbewusste Bürger/innen und möchten dieser rassistischen und gesellschaftspaltenden Hetze ein Ende setzen!

Deshalb fordern wir die Verantwortlichen im Haus der Kulturen der Welt und die Organisator/innen des Internationalen Literaturfestivals Berlin auf, Thilo Sarrazin aus ihrem Programm zu streichen, statt ihm bei der Verbreitung seiner menschenfeindlichen Thesen zu assistieren! Gleichzeitig rufen wir alle Autor/innen des Literaturfestivals auf, die Bühne nicht mit einem bekennenden Rassisten zu teilen!

Bitte unterzeichnen Sie dieses Protestschreiben, leiten Sie es weiter und sagen Sie NEIN zum salonfähigen Rassismus und deren Fürsprecher/innen!

Rückfragen an:

Nuran Yi?it (Vorstand)

Migrationsrat in Berlin-Brandenburg
Elena Brandalise (Geschäftskoordination)

Oranienstr. 34 10999 Berlin
Tel.: +49-30-61658755
Fax: +49-30-61658756
www.mrbb.de
info@mrbb.de

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– Aufruf als PDF

Kontakt zum Haus der Kulturen der Welt:
Tel. + 49 – (0)30 – 397 87 0
Fax +49 – (0)30 – 394 86 79
info@hkw.de

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Dokumentation:

Wissenschaftliches Gutachten: Sarrazins Äußerungen “eindeutig rassistisch”

Reaktionen auf Sarrazin: “Genug ist genug”

5 replies
  1. Karl Napf
    Karl Napf says:

    Es sollte für engagierte Bürger_Innen doch ein Leichtes sein, den von Sarrazin aufgestellten Behauptungen anhand der real anschaulichen Tatsachen die passende Antwort zu geben.
    Ein Redeverbot für Sarrazin wäre der falsche Weg, man muss Sarrazins Thesen zur öffentlichen Diskussion stellen und Gegenbeweise bringen.
    Nur so lassen sich die Vorwürfe entkräften.

    Frei nach dem Denkmuster: “Wenn man Sarrazins Thesen nicht zur öffentlichen Diskussion zulassen will, hat Sarrazin Recht und die Gegenseite hat etwas zu verbergen”.

    Das wollen wir doch alle nicht, triftige Gegenbeweise anstatt Redeverbot, nur so lassen sich Bedenken aus der Welt schaffen.

  2. Sandra
    Sandra says:

    Was für eine komische Idee.

    Einen Typen, der mit rassistischen super gefährlichen Quatsch-Aussagen kommt, muss man nicht “widerlegen”, und bei rassistischen oder Nazi-Parolen muss man auch nicht erst “das Gegenteil beweisen” sondern einzig und allein Stellung beziehen und klar machen, dass solche Aussagen rassistisch sind und so etwas in Deutschland und sonst wo nie wieder vorkommen darf.
    Leute in mehr und weniger Wert einteilen, anhand von angeblicher ‘Produktivität’ (wie furchtbar das ist, wie menschenverachtend), Menschengruppen mehr oder weniger Intelligenz zuschreiben – usw, das hatten wir hier alles schon mal. Man muss mit denen nicht ‘diskutieren’, man muss sie als das erkennen was sie sind und einfach NICHT ZULASSEN und, ja, ausgrenzen.

    Undemokratische, Nazi- und rassistische Meinungen braucht man NICHT zuzuzlassen und auch nicht weiter zu verbreiten.
    Was haben manche Menschen nur für ein Verständnis von ‘Demokratie’!? Okay, in Deutschland wurde die ja nicht gerade erfunden, aber trotzdem, dass Demokratie nicht beinhaltet, Rassisten und Nazis wie es ihnen beliebt ein Mikrofon hinzustellen und mal gemütlich mit ihnen zu diskutieren, so viel Verstand sollte dann doch inzwischen mal da sein.

    Ist Goebbels etwa so weit gekommen, weil die Leute damals zu doof waren, ihm zu beweisen, dass er unrecht hat? Entschuldige mal? Die Nazis haben bestimmt nicht alle umgebracht weil der Bevölkerung nicht genug ‘Gegenbeweise’ vorgelegen haben. Ihre Behauptungen kamen der Gesellschaft recht als Rechtfertigung für Morde, und wurden dankend angenommen, mit Logik und schlüssiger Argumentation hatte das alles nichts zu tun.

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