Pressemitteilung: „Erschießung anscheinend unproblematisch“
– Rüge der Medienberichterstattung über Tod im Jobcenter Frankfurt

Update, wichtiger Termin!: Frankfurt/Main, Sa. 18.6.2011: Demonstration und Kundgebung im Gedenken an Christy Schwundeck!

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Neu vom 30.5.2011:

Der Name der in Frankfurt getöteten Frau ist nun bekannt.

Wir betrauern den Tod von Christy Schwundeck, geboren 1971 in Omorodion.
Sie hinterlässt ihre elfjährige Tochter, einen Ehemann, einen Bruder und viele weitere Freunde und Verwandte.

Die Community ruft auf, bei der Kranzniederlegung am 31.5.  dabeizusein! (alle Infos hier)

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@ http://www.edocommunity.com

 

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Die Kopie der Traueranzeige stammt von Edo Community of Nigeria, Germany e.V. ( edocommunity.com)

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NEU vom 29.5.2011:

– „Das Jobcenter ist Schuld an ihrem Tod!“
Artikel und Interview mit Ehemann und Bruder, Artikel vom 29.5. auf Primavera24.de

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Neu vom 25.5.2011: Liste der Mitunterzeichnenden (wird regelmäßig aktualisiert) HIER.

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24.5.2011:

Wir, die Media-Watch Organisation „der braune mob e.V.“, sind bestürzt über den Vorfall im Jobcenter Frankfurt am Main, die Erschießung einer Schwarzen Deutschen durch Polizeibeamte, die zynische empathiefreie Reaktion des Sprechers der Polizeigewerkschaft sowie tendenziöse Medienberichterstattung.

Am 19. Mai 2011 war in der deutschen Medienberichterstattung der Tod einer Frau, die von einer Polizistin in einer Außenstelle des RheinMain-Jobcenter in Frankfurt am Main erschossen worden ist, eines der beherrschenden Themen.

Wir möchten hiermit sowohl unsere Bestürzung über den Tod der Frau sowie unsere Empörung über die diesbezügliche -größtenteils einseitige und unreflektierte- Berichterstattung zum Ausdruck bringen. Maßstab für Demokratie ist bekanntlich der Umgang mit Minderheiten.

Die ausführliche Pressemitteilung ist hier zum download.

Auszüge:

Es liegt vollständig innerhalb der beruflichen Ausbildung und Anforderung für Polizist_innen, bei ihren Aktionen möglichst deeskalierend vorzugehen und auch in schwierigsten Situationen den Tod von Menschen zu vermeiden. Zu bedenken sei hier, dass der Polizist, der von der Frau verletzt worden sein soll, eine Schutzweste trug und die beiden Polizeibeamten beide Schusswaffen trugen, während die Frau nicht ebenfalls eine Schusswaffe trug, sondern ein Messer getragen haben soll. Warum wird es als akzeptabel empfunden, wenn sich mehrere Polizist_innen gegen eine Frau mit einem Messer wehren indem sie sie direkt töten? Warum ist in diesen Fällen nicht von einem möglichem „Notwehrexzess“ die Rede?

• Es gibt genügend Möglickeiten (in denen Polizist_innen auch geschult werden), Straftäter_innen zu überwältigen ohne sie tödlich zu verletzen, siehe beispielsweise http://www.sueddeutsche.de/muenchen/amoklauf-in-muenchen-messerstecher-verletzt-acht-menschen-1.745778 und http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregional/baden-wuerttemberg_artikel,-Polizei-ueberwaeltigt-mutmasslichen-Taxi-Moerder-in-Brandenburg-_arid,103364.html. Bekanntermaßen liegt das Gewaltmonopol des Staates bei der Justiz und nicht im persönlichen Ermessen von Polizeibeamten. Dies wird in der öffentlichen Bewertung des Geschehnisses bislang bedauerlicherweise ebenfalls ausgeblendet.

• In der äußerst kontrovers diskutierten Frage der Vereinbarkeit des so genannten “finalen Rettungsschuss” mit dem Grundgesetz werden -auch in den Medien- regelmäßig Positionen abgebildet, die die Ansicht vertreten, dass dergleichen eine Überschreitung der erlaubten Staatsgewalt darstellt.
Im vorliegenden Fall der durch Polizisten getöteten Frau in Frankfurt bleiben derartige Erwägungen bislang vollständig aus, stattdessen wird durch die Unausgewogenheit der Berichterstattung und Reaktionen der Eindruck erweckt, es habe sich um eine unzweifelhaft angemessene Aktion gehandelt und eine kritische Analyse sei nicht notwendig.

Dass der Anlass einer Aggression, die Aggression selbst sowie die Verhältnismäßigkeit einer Reaktion hierauf drei verschiedene zu betrachtende Faktoren sind, bleibt bei Personen, die nicht weiß und deutsch sind, seitens der Medien auffallend oft unbeachtet.

Download der ganzen Pressemitteilung (pdf)

Wenn Sie unsere Pressemitteilung mitunterzeichnen möchten, senden Sie uns bitte eine Mail an info @ derbraunemob.de mit dem Betreff ‘FfM-Mitunterzeichnen’ und Ihrem Namen in der Mail (nach Wunsch gern auch Ort, Beruf/Funktion in einer mitunterzeichnenen Organisation).

16 replies
  1. Andreas
    Andreas says:

    ..man sollte in diesem Zusammenhang vielleicht noch erwaehnen, dass vor kurzem ein ‘polizeibekannter’ Rechtsradikaler (siehe Zitate unten) Raeume des Jobcenters Berlin-Tempelhof mit einer Axt verwuestete, Mitarbeiter bedrohte, Computer zerstoerte, drohte mit einer Maschinenpistole wiederzukehren und hernach von der Polizei auf freien Fuss gesetzt wurde. Überfluessig zu erwaehnen, dass der Mann weder Schwarz noch obdachlos war.

    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,758715,00.html

    Hier noch eine Beschreibung des offenbar hinreichend ungefaehrlichen Mannes aus dem Tagesspiegel:

    “Kastius gilt als Anhänger der sogenannten Reichsregierungen – Zusammenschlüssen von Wirrköpfen und Rechtsextremisten, die behaupten, dass die Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz nicht existieren, sondern das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 fortbesteht.”

    “Er wurde einem Amtsarzt vorgeführt, der aber keinen Grund sah, den Mann in die geschlossene Psychiatrie einzuweisen. Also wurde der 34-Jährige mit Anzeigen wegen Bedrohung und Sachbeschädigung erneut frei gelassen.”

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/mann-mit-axt-im-jobcenter/4091814.html

  2. Joy
    Joy says:

    “Versetzt euch doch mal in die Lage der Polizistin”, ich glaub es ja wohl nicht, Versetz dich doch mal in die Lage der Familie der toten Frau, die wie Abfall behandelt wird und noch nicht mal die sie erschossen haben sagen dass es ihnen leid tut!!! Immer diese Verteidigung von Tätern kotzt mich an. Einfach mal die Backen halten wer nicht dabeigewesen ist, keine Zeitung berichtet sachlich darüber, im Fernsehen ist es noch schlimmer, dass sie tot ist, ist anscheinend völlig uninteressant, und alle wissen anscheinend auch schon ganz genau was passiert ist und dass jede Polizistin bei der Ausbildung geübt hat, wie man sich in dem Fall ohne jemand umzubringen verhalten muss. Solche Kommentare sind kein Zeichen von intaktem Rechtsstaat oder davon dass alle wissen, wie ein Rechtsstaat eigentlich funktioniert.

  3. Richoshosir
    Richoshosir says:

    Two wrongs don’t make it right!!!
    Die erste Fehler wurde von Täterin begangen und damit hat sie mit Tod bezahlt.
    Für die zweite Fehler, die Polizistin begangen hat gab es leider keine Entschuldigung, Abmahnung oder sonstiges. “Du sollt nicht töten !!!” gilt auch für Polizisten. Sogar während Ausbildung wid DAS geprägt.

  4. NN
    NN says:

    also der mob schreibt eine Pressemeldung in der die Medien gerügt werden weil die Berichte vielen einseitig vorkommen und auch unanständig der getöteten Frau gegenüber, und die Tatjana schreibt danach einen Kommentar an den Mob, in dem sie findet, dass man das jetzt endlich mal einseitig sehen soll und sich viel lieber in die Frau reinversetzen, die getötet hat.
    Wäre es nicht so traurig, wäre es fast zum lachen.

  5. Frank Ullrich
    Frank Ullrich says:

    Wenn man die Presse und die veröffentlichte Meinung zu der Tragödie in
    einen Jobcenter in Frankfurt am Main verfolgt, wird nur darüber geschrieben
    wie man die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen kann und die Mitarbeiter von
    Armutsbehörden besser schützt.
    Die zu Tode gekommene Christy Schwundeck wird als „Monster“ dargestellt.
    Das kann man nicht so stehen lassen.
    ALS CHRISTY SCHWUNDECK EIN SCHUSS TRAF WAR SIE BEREITS IN EINEM MEER VOLLER TRÄNEN ERTRUNKEN. DENN NUR WER DAS UNRECHT SIEHT, VERSTEHT DIE VERZWEIFLUNG.
    Zum GEDENKEN AN CHRISTY SCHWUNDECK habe ich ein Video angefertigt
    denn FRAGE NICHT NACH SCHULD EIN MENSCH IST GESTORBEN.

    GEDENKEN AN CHRISTY TOD IM JOBCENTER WARUM

    [Video URL von extern moderiert, daher nicht im display; Link auf Wunsch per mail; die Red.]

    Frank Ullrich

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