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Interkultureller Rat in Deutschland: Polemiken aus Politik ‘Dumm und falsch’, Versagen deutscher Schulpolitik

via Interkultureller Rat in Deutschland

Darmstadt, 11. November 2010

Pressemitteilung


Dumm und falsch: „Multikulti ist gescheitert“


Als dumm und falsch wurde der Spruch “Multikulti ist gescheitert” bei der gestrigen Mitgliederversammlung des Interkulturellen Rates in Köln bezeichnet. In Deutschland haben mehr als zwanzig Prozent aller Einwohner eine Migrationsgeschichte. Diese Menschen und ihre Leistungen werden mit dieser These diskreditiert und für „gescheitert“ erklärt.

Dabei zeigen europaweite Untersuchungen, dass sich in Deutschland das Miteinander mit eingewanderten Menschen insgesamt gut entwickelt hat. Die Einwanderung nach Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte. Dass noch viel zu tun ist versteht sich von selbst.

Der Vorsitzende des Interkulturellen Rates, Jürgen Micksch, betont: “Multikulti ist unsere Zukunft! Das zeigt schon die Tatsache, dass in zahlreichen deutschen Städten über 50 Prozent der Schulkinder eine Migrationsgeschichte haben. Von ihnen hängt unsere Zukunft ab. Ähnlich wie Kinder aus der deutschen Unterschicht leiden viele von ihnen an einem miserablen Schulsystem, das sie stärker als in anderen Ländern benachteiligt – wie europäische Vergleiche leider zeigen. Hier besteht ein fatales Versagen deutscher Schulpolitik. Ein Ergebnis wird die Verarmung dieser jungen Menschen sein. Von diesen Defiziten soll offensichtlich abgelenkt werden.”

“Politikerinnen und Politiker, die auch künftig den dummen Spruch ‚Multikulti ist gescheitert’ wiederholen, sollten von den Menschen mit Migrationsgeschichte und den vielen Millionen, die sich für ein gutes Miteinander in Schulen, Beruf und Öffentlichkeit einsetzen, nicht mehr gewählt werden” – so Jürgen Micksch weiter.

Schwarz plus weiß gleich “sexualpädagogische Herausforderung”??

Pro Familia Bayern hat eine Broschüre herausgegeben, deren Cover zumindest mißverständlich illustriert ist.

Zu sehen ist ein Pärchen: weißer junger Mann und Schwarze junge Frau, untertitelt u.a.:

Neue Herausforderungen in der Sexualpädagogik“.

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© pro familia bayern

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Zusendung von G.

To: lv.bayern@profamilia.de
Sent: Thu, May 13, 2010 1:44:21 PM
Subject: Faltblatt “Neue Medien – Neue Herausforderungen in der Sexualpädagogik”

Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst möchte ich vorausschicken, dass ich die jahrzehntelange Arbeit von Pro Familia für extrem wichtig und erfolgreich halte. Pro Familia ist ohne Zweifel eine verdienstvolle Organisation in den Bereichen Sexualpädagogik, – beratung etc etc etc.

Zum eigentlichen Anliegen: Vor kurzem bekam ich Ihr Faltblatt “Neue Medien – Neue Herausforderungen in der Sexualpädagogik” in die Hände. Dessen Titelseite finden Sie im Anhang. Und eben diese Titelseite finde ich verstörend. Im Grunde habe ich dazu nur eine Frage: was haben Sie sich dabei gedacht? Welche Information, welchen Kontext soll der Leser aus dem Betrachten der Titelseite ziehen?
Ich habe mir die meisten Ihrer anderen Broschüren, die zum Download angeboten werden, durchgesehen. Allesamt waren sie passend und völlig unproblematisch illustriert. Diese aber leider nicht.
Es geht um neue Medien, um Gefahren für Jugendliche, um die Herausforderungen, die dies an die Sexualpädagogik stellt. Sie illustrieren dieses Thema mit dem Foto eines jugendlichen Pärchens. Was soll dieses Foto mit dem Thema “Neue Medien” zu tun haben? Und noch viel schlimmer, weil vermutlich völlig unbedacht (oder doch nicht?): weshalb musste das Mädchen auf dem Foto ausgerechnet Schwarz sein?
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Foto ein Ausdruck von Aufgeschlossenheit oder “Akzeptanz” sein soll. Vielleicht wollten Sie uns ja nur mitteilen, dass Sie sehen, dass junge Paare in Deutschland nicht nur Weiß sind. Im Grunde gar nicht schlecht, aber in diesem Fall ist das leider ein Fall von gut gemeint, aber voll daneben.
Wie gesagt, das Foto an sich hat offenbar nichts mit dem Thema zu tun. Was Sie aber (hoffentlich) unbewusst geschafft haben, ist die scheinbar nie enden wollende, stereotypische Verbindung von Schwarzen und Sexualität. Eigentlich müssten Sie doch auch aus Ihrer eigenen Arbeit wissen, wie vorurteilsüberladen dieses Thema ist. Ich denke nicht, dass Sie die junge Dame auf dem Foto als die “neue Herausforderung” definieren wollen, oder sexuelle Kontakte zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe. Also noch einmal die Frage: was haben Sie sich bei diesem Titelfoto gedacht? Warum sehen wir keinen Computer, keine Illustration, die irgend etwas mit Medien zu tun hat? Und erkennen Sie wirklich nicht, wie problematisch die Titelseite in ihrer vorliegenden Form ist?

Mit freundlichen Grüßen

G. [name der Red. bekannt]

Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird, und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung veröffentlichen werde.

öffentlich-rechtliche Sender sparen bei interkultureller Kompetenz und Integration

Während in Nachbarländern wie der Schweiz und Österreich das Bewusstsein für mehr Interkulturelle Redaktionen steigt, ist in Deutschland eine rückläufige Entwicklung zu beobachten.
Anfang des Jahres schloss der RBB den Sender “Radio Multikulti”. Für 2010 plant der HR ebenfalls die Schließung der muttersprachlichen Redaktionen.

Appell des zuständigen HR-Redakteurs:

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