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Quelle:Unicef

NEU am 24.7.:

Bericht über den Fall und zahlreiche internationale Reaktionen auf antirassistischer US-Internetpräsenz HIER

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Kampagne zeigt mal wieder, daß Rassismus sehr viel mehr ist als die Propaganda von Rechtsextremisten. Es ist die tiefverwurzelte Einstellung und Stereotypen gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe.
Ihre Werbekampagne spielt auf diese Vorurteile ab. Der gesamte Kontinent Afrika, der unsere paternalistische Hilfe benötigt. In ihrem Weltbild scheint es auf dem gesamten Kontinent weder Lehrer noch Schulen noch Schüler/Innen zu geben. Sie verwenden sämtliche Vorurteile, die der Durchschnittsdeutsche in seiner Vorstellung hat, wenn er “Afrika” hört. Afrika ist übrigens ein Kontinent und kein Land.
Und welche Botschaft wollten Sie vermitteln, wenn Sie weiße Kinder ‘schwarz einfärben’? Im Grunde wollten Sie doch darstellen, daß deutsche Kinder für den Bau von Schulen werben sollen. Wozu empfanden Sie dann auch noch das ‘einschwärzen’ notwendig? Diese Frage hätte ich gerne beantwortet. Im Antwortschreiben an Herrn Dalzine geben Sie an: “The idea behind is that children from Germany demonstrate their solidarity with children in Africa by showing up with a coloured make up. Their message is: “Children may look different but are equal – we all want to go to school”.
Was hat mit Dreck beschmieren (und somit Schwarze ‘darstellen’) mit Gleichheit zu tun?
Sie verwenden übrigens noch ein weiteres Vorurteil für Ihre Werbekampagne, nämlich daß deutsch automatisch weiß ist.

Ihre Kampagne zeigt, wie weit wir noch gehen müssen, um Rassismus zu bekämpfen. Vielleicht kann ihre Kampagne zumindest dazu Anstoß geben.

Mit freundlichen Grüßen
Christine Gebhard

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe über eine Freundin von der Kampagne zum G8, Schulen für Afrika
erfahren.

Ich teile nicht alle Kritikpunkte, bin aber doch enttäuscht über die
offensichtliche Ignoranz auf seiten von Unicef.
Die Veröffentlichung der Anzeigen in sogenannten Elitemedien zeigt eine
elitäre und unbedarfte Herangehensweise. Dass keiner dieser Leser sich gegen
diese Anzeige gewandt hat, zeugt von einer erschreckenden Ignoranz
bestehender Unterschiede und Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent.
Interessant wäre zu erfahren, ob und welchen Effekt die Kampagne überhaupt
hatte, außer deutlichem Widerspruch.

Zum Imhalt der Kampagne:
Außerdem sollte es selbstverständlich sein, dass das face painting eine
rassistische und überholte Methode der Darstellung von Schwarzen ist. Sie
wurde besonders in Hollywood gezielt dazu eingesetzt, Schwarze zu
ironisieren und sie lächerlich zu machen. Nicht zuletzt diente sie natürlich
auch dazu, keine schwarzen Darsteller zum Filmgeschäft zuzulassen.

Sollte die Kampagne außerdem gerade Kinder ansprechen, so teile ich die
Sorgen von Eltern, die befürchten, dass Kinder das Verschmieren zur
Verunglimpfung nachahmen.
Die befürchetete Verbreitung der Assoziation schwarz=Dreck teile ich nicht
unbedingt, da das Face painting für mich in obigem Zusammenhang zu sehen
ist. Allerdings wird diese Assoziationskette durch die Kampagne doch
verstärkt: man hat “nicht mal” Schminke verwendet.

Zur weiteren Verbindung von afrikanische Kinder=dumm/ ungebildet muss ich
sagen, dass diese nicht so klar herauszulesen ist und ja wohl auch nicht
intendiert war.
Allerdings, insbesondere nach Lektüre des Unicef Antwortschreibens, muss ich
mich doch sehr wundern, dass gerade Unicef die unzulässige Verallgemeinerung
Afrikas und seiner Menschen mitmacht.
Wenn die Kampagne sich auf ein konkretes Projekt bezog, auf 6 Länder, warum
wurde dies nicht kommuniziert? Warum wurde nicht gesagt, in welchen Ländern
dies nicht der Fall ist oder welchge Länder besonderer Hilfe bedürfen?
Eine Verbindung zum G8 wurde garnicht aufgezeigt. Auch dort hätte eine
Kritik an Verallgemeinerung not getan und ein Hinweis auf die Nichterfüllung
der gesteckten Ziele.

Die angebliche Solidarität der Kinder, die zum Ausdruck kommen sollte, hätte
man deutlich machen müssen. In der Anzeige wird keinesfalls Solidarität,
sondern Unterschiedenheit und Privilegierung zum Ausdruck gebracht, die
allenfalls lachend unterstrichen wird.
Wenn die Gegenüberstellung oder Kontrastierung zum Aufrütteln das Ziel
gewesen sei sein sollte, warum zeigt man dann nicht (auch) betroffene
Kinder?
Eine Möglichkeit zur Darstellung von Freundschaft oder wahrer Solidarität,
z.B. als zorniger Betroffenheit, hätte insbesondere Unicef gehabt. Waren sie
nicht die Organisation, die gerade Kinder in Schulen ansprechen, zum
Engagement ermutigen wollte??

Zusammenfassend erweckt die Kampagne den Eindruck, dass nur einseitig und
nicht genug gedacht wurde.

Mit freundlichen Grüßen
Nora Manthey

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Sehr geehrte Damen und Herren,

mit ziemlicher Verwunderung nahm ich Ihre von der Agentur Jung von Matt/Hamburg gestaltete Kampagne

Ich erwarte ehrlich gesagt von deutschen Medien und Werbetreibenden in dieser Hinsicht nicht allzu viel; anders als z.B. in den anglophonen Ländern findet hierzulande eine wirkliche Auseinandersetzung mit den vielfältigen Formen des Rassismus kaum statt. An eine Organisation wie die Unicef allerdings darf man wohl mit Fug und Recht höhere Ansprüche stellen.

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Sehr geehrte Damen und Herren!

Was soll mir ein offensichtlich unbeschwert lachendes weisses Kind
mit Schuhcreme im Gesicht auf einem Plakat sagen, das für Spenden in
afrikanische Schulsysteme aufruft?
Doch wohl folgendes: “Afrika geht es schlecht. Seht her, wie gut es
uns geht! Lasst uns einen Teil unseres Reichtums abgeben. Und (siehe
die Schuhcreme im Gesicht): Sind wir nicht irgendwie alle Afrikaner?”

Diese Aussage macht zweierlei falsch:

Wieder einmal wird Afrika nicht als das dargestellt was es ist,
nämlich ein Kontinent, bestehend aus vielen unterschiedlichen
Staaten. Es wird pauschal als gigantische Katastrophenregion
behauptet und verzerrt so die Wirklichkeit auf gefährliche Art und
Weise.

Und dann die Schuhcreme als, sozusagen, spielerische Solidarisierung
mit dem ach so ungebildeten schwarzen Kind. Eine Aussage folgender
Art: “Wir beschmieren uns mal schnell mit schwarzer Farbe und:
schwups haben einen Menschen durch Reduktion auf sein grundlegendes
Wesenselement dargestellt: Seine Hautfarbe.”

Mit Verlaub, meine sehr geehrten Damen und Herren,

wüsste man nicht einen Haufen “aufgeklärter Mitteleuropäer” vor sich,
könnte man auch eine Gruppe von Rassisten vermuten.

(…)

MfG

J.N.

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Erste Reaktionen (Zweite Juliwoche):

Sehr geehrte Unicef Mitarbeiter,

Ich war vollkommen angewidert, als ich Ihre “UNICEF-Anzeigenserie Schulen für Afrika!” (http://www.unicef.de/4500.html) sah.

Wie in Gottes Namen koennte jemand, der halbwegs intelligent ist, einen Zusammenhang zwischen schwarzen Kindern und weissen Kindern mit DRECK im Gesicht herstellen! Das ist Uebelkeitserregend.

Wie kann ich das meiner vierjaehrigen Tochter erklaeren, die bereits darunter leidet, dass unsere Gesellschaft erwarted, dass sie weiss sein soll? Soll ich ihr sagen, dass schwarz zu sein genauso gut ist, wie weiss mit Dreck im Gesicht??? Was werden wohl ihre weissen Klassenkameraden daraus machen, wenn das naechste mal gestritten wird???

“Es war gut gemeint”, kann in diesem Fall keine Entschuldigung sein. Eine Organisation wie Unicef, sollte es besser wissen. Bestenfalls koennte man Ihnen und Ihrer Werbeagentur (Agentur Jung von Matt/Alster) totale Ignoranz vorwerfen. Schimmstenfalls ist Dies ein Zeichen von einem (verstecktem) weissen Ueberlegenheitsgefuehl und einer fehlenden Achtung anderer Voelker!

Aus Ruecksicht auf meine Tochter und aus Achtung vor dem Anderssein, wuerde ich Sie instaendig bitten, diese Werbekampagne nicht laufen zu lassen, da sie sehr verletzend ist.

Hochachtungsvoll,

Andrew Naughton

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Hallo,

ich kenne eine Menge Kinder in Afrika die pünktlich zur Schule gehen und sich durchaus über den Unterricht ärgern.
Denn dazu gibt es – obwohl es Unicef seit Jahrzehnten gibt und üppige Mittel und zahlreiche hochbezahlte Fachleute zur Verfügung stehen – einigen Grund: Weiterführende Schulen sind in den meisten afrikanischen Ländern kostenpflichtig!!! Bis auf weinige Ausnahmen konnen sich nur Eliten den Besuch einer weiterführenden Schule für ihre Kinder leisten. Wer afrikanische Schulkinder sucht, findet sie selbst in den Nobelinternaten in der Schweiz, in England und Frankreich! Geld ist das Kriterium, nicht Hautfarbe!Klasse, nicht “Rasse”! WIESSE Kinder, die sich ihr Gesicht beschmieren und SCHWARZE spielen, sind plump(mal was von Blackface und Minstrel Shows gehört?)und gehen komplett am Thema vorbei. SCHWARZE Kinder leben nicht nur in Afrika. Aber fast überall auf der Welt haben arme Menschen erschwerten Zugang zu Bildung.
Beim Thema Schule und Afrika sollte vielmehr die Geringschäzung für die eigene Sprache und Kultur im Mittelpunkt stehen, die in der Regel diejenigen beigebracht bekommen, die es auf eine Weiterführende Schule schaffen: Höhers Wissen wird in Kolonialsprachen vermittelt. Die Muttersprache wird allenfalls als Fremdsprache gelehrt. Somit ist auch die Perspektive auf afrikanische Kultur und Geschichte in zahlreichen afrikanischen Schulen eine koloniale. Und genau diese ignorante Perspektive transportiert die Unicef Kampagne. Anstatt in der Anzeige die wahren Probleme (Armut, Sprachpolitik)zu thematisieren (deren Lösung sich Unicef ja teilweise engagiert widmet)werden peinliche, rassistische Klischees transportiert. Schade! UNICEF hätte eine bessere Kampagne verdient!

Mit besten Grüßen,

Jean-Alexander Ntivyihabwa