Gast-Leserbrief: SPIEGEL ONLINE knapp daneben
Offener Leserbrief von Petra Dibba anläßlich des Artikels “Ich darf ihn noch nicht mal Mörder nennen” http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,491147,00.html auf ‘Spiegel Online’:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Natürlich ist es sinnvoll, wie Sie es in diesem Artikel tun, aufzuzeigen, daß auch Deutsche, nicht etwa nur Ausländer, Opfer rechter Schläger und Mörder werden können.
Trotzdem hätte ich mir mehr Aufmerksamkeit für die Traumatisierung der ausländischen Opfer gewünscht. Sie bleiben in Ihrem Artikel Un-Personen. Afrikaner; ohne Namen. Lohnt es sich nicht einmal, die Opfer beim Namen zu nennen, wenn man ihr Leiden schon, anders als das der deutschen Opfer, der näheren Beschäftigung nicht für würdig befindet?
Ethnozentrismen dieser Art unterlaufen dem Spiegel in letzter Zeit häufig. Auf Ihre in manchen Teilen schockierend rassistische und kolonialistische Serie ‘Afrika – Der Fluch des Paradieses’ will ich hier nicht weiter eingehen; dazu erübrigt sich m.E. jeder Kommentar.
Der aktuelle Spiegel 29/2007 transportiert ebenfalls eine in dieser Hinsicht seltsame Sichtweise. Im Artikel ‘Wie Olivenöl und Wasser’ berichten Sie über die Ermordung des deutschen Übersetzers Tilman Geske in Malatya/Türkei und versteigen sich dabei zu der Äußerung: “Zu Tilman Geskes Begräbnis…erschienen über 100 Trauergäste. Kein Regierungsvertreter aus Ankara war darunter, auch nicht der Bürgermeister von Malatya”.
Dazu ist sicherlich die Frage erlaubt, wie viele Berliner Regierungsvertreter denn nach Ihrer Kenntnis üblicherweise zu den Begräbnissen der von Rechtsradikalen ermordeten Ausländer in Deutschland erscheinen.
Mit freundlichen Grüßen,
Petra Dibba
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