Berliner Feindbild laut “Zitty”: ein kleines Schwarzes Mädchen

Leserbrief von A.

http://magazin.zitty.de/16804/berlin-deine-feindbilder.html

es geht um ‘Berliner Feindbilder’, eine der Rubriken heisst ‘kleines
Monster’
(…)

Da stellt sich doch die Frage: wieviele schwarze Kinder gibt es
eigentlich im Prenzlauer Berg, ich habe in sieben Jahren dort nie auch nur
EINES gesehen (wie auch: wer will schon taeglich von rechten Barbaren
gemobbt werden) und vor allem: welche Phantasmen haben die Leute hier
wieder geritten, ganz nach dem Motto: wie illustrieren wir am besten
‘kleines Monster’, ja richtig, nehmen wir doch gleich ein Kind das
ohnehin in etwa wie ein Monster aussieht o.s.ae., aber wer DIESE Assoziation
hat,d er erinnert sich ja nicht an tausende dieser rassistischen
Zuschreibungen der Vergangenheit und gegenwart, sondern ER ist es, der die
rassistischen Gedanken hat, wirklich grossartig.

Gruesse,
A.

Anm der Red (Sw).:

Das Schwarze Mädchen als “Feindbild”. Sehr liberal, Zitty.

Um den üblichen Stimmen zuvorzukommen: so lange in unserer Gesellschaft Schwarzsein dämonisiert und fremddefiniert wird, die Darstellung Schwarzer Menschen seitens der Dominanzgesellschaft negativ, sexualisiert oder kolonial konnotiert erfolgt, und solange dies dazu führt, dass Schwarze Menschen Opfer von rassistisch motivierten Gewalttaten und Morden werden, so lange Schwarze Kinder sich täglichen Beleidigungen und Übergriffen gegenüber sehen, ist es nicht nur kein Zeichen von Gleichberechtigung, sondern eine ganz besonders perfide und ignorante Idee, wenn die Publikation einer weißen Mehrheitsgesellschaft ein Schwarzes Mädchen (!) als “Feindbild”, ja sogar “Monster” konstruiert.
Auch “Zitty” befindet sich nicht im luftleeren Raum. Es gibt eine kolonialrassistische Tradition und Vergangenheit in Deutschland, unabhängig davon ob man sich dies bei dem Magazin eingestehen will oder nicht. Wenn man davon Kenntnis hat, verliert diese Bebilderung jede Spur von ‘Harmlosigkeit’.

4 replies
  1. Andreas
    Andreas says:

    ..ich kann mir das ohnehin inzwischen nur noch so erklaeren, dass der ‘hoerbarere’ Diskurs ueber Rassismus, initiiert von Betroffenen, innerhalb des politisch ja gaenzlich aufgeklaerten linken Spektrums fuer eine Art ‘provozierten Gegenschlag’ sorgt man sucht geradezu nach jeder Art von Mittel, unter der vorgeblichen ‘Gleichberechtigung’ die offene Herabwuerdigung zu verstecken, das Ganze hat selbst einen langen Bart und findet sich in gleicher Weise auch als Mittel etwa gegen Frauenemanzipation, etwa indem man Frauen in mainstream-Filmen exzessiv zu Opfern sexualisierter Gewalt macht und dies damit begruendet, es gehe hier nur um eine ‘gleichberechtigte’, oder ‘realistische’ Darstellung der Gewalt, die eben frueher ungerechterweise stets Maennern vorbehalten war. Dass dies in einer Gesellschaft, die nach vor weder Frauen und ganz bestimmt nicht Schwarze Maedchen gleichberechtigt, eine voellig andere (und bezweckte!) Konnotation entwickelt, ist diesen Leuten bzw. dem ‘offiziellen’ Teil ihres Selbst, nicht beizubringen.

  2. Hanne
    Hanne says:

    Igitt, hier wird Rassismus verdrängt und gleichzeitig reproduziert UND gleichzeitig Boshaftigkeit auf die “anderen” geschoben, habe selten was widerwärtigeres (und dümmeres) gesehen.

  3. Alex
    Alex says:

    Keine Ahnung

    Habe keine Ahnung warum ausgerechnet in Deutschland und von Deutschen so was gemacht wird!
    Wahrscheinlich fehlt es an Sensibilität gerade weil man hier zu Lande glaubt man sei nach Nazi-Deutschland sozusagen auskuriert was rassistische Tendenzen betrifft.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass in anderen Ländern so etwas möglich ist?! Aber bis dato konnte ich es mir ja auch hier zu Lande nicht vorstellen. Wurde ungern eines besseren belehrt.

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  1. […] und auf all die schoenen Dinge warten, die das Leben so bietet, sogar und vor allem fuer all jene kleinen Monster dieser […]

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