Kinderbuchautor Otfried Preußler ist freiwillig Rassist…

Update vom 19.1.2013: Gute Nachrichten: der Thienemann Verlag war erfolgreich; im Kinderbuch “Die Kleine Hexe” werden Kindern nun keine rassistischen Begriffe mehr als ganz harmlos verkauft.

Artikel und große mediale Aufregung: Hier

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… Dies behauptet jedenfalls sein Verlag.

(auszugsweise ein Urteil des Amtsgerichts Schwäbisch Hall vom 15. Juni 2000:
Wer einen Schwarzen öffentlich als “Neger” bezeichnet, darf ungestraft “Rassist” genannt werden.
Das Urteil trägt die Geschäftsnummer 6 C 154/ 00)

Leserinnebrief: Zusendung von N.:

(…) ich bin so schockiert auf die Antwort des Verlags von Otfried Preußler, nachdem ich sie sehr freundlich angeschrieben hatte und um Korrektur einer Passage in einer (neuen!) Auflage eines Kinderbuches von ihm gebeten hatte. Ich bin wirklich fassungslos. Und sprachlos.

Es ist doch keineswegs so, daß dieses Buch nur in Anwesenheit von “gestandenen Pädagoginnen” gelesen wird. Und selbst die sollten doch angesichts einer solchen Unverschämtheit in Erklärungsnot kommen.

Ich möchte diese Sache nicht auf sich beruhen lassen(…)

N.

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Von: Lektorin
Datum: Mon, 28 Jul 2008 12:58:01 +0200
An:
Betreff: Herr Klingsor konnte zaubern

Sehr geehrte Frau Dr. (…)

haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben bezüglich des veralteten Begriffs in “Herr Klingsor konnte zaubern”. Es freut uns natürlich, dass Ihnen unsere Bücher (eigentlich) so viel Freude bereiten.

Wir wissen um die Schwierigkeit der Begrifflichkeiten wie “Neger” in diesem und auch anderen Kinderbuch-Klassikern und haben darüber nicht nur einmal mit Herrn Otfried Preußler beraten.

Bei der Notwendigkeit, zwischen Authentizität dieses Buches und der heute auch sprachlich berechtigten political correctness zu entscheiden, haben wir uns dem Wunsch des Autors gefügt, es bei den seit Jahrzehnten in dem Buch verwendeten Begriffen zu belassen. Dies durchaus auch in dem
Vertrauen darauf, dass gestandene Pädagoginnen und Pädagogen diese Problematik mit ihren Schülerinnen und Schülern behandeln, wenn sie zum Thema wird.

Mit freundlichen Grüßen,
Lektorat
Thienemann Verlag GmbH

Anm. der Red.:

Kontakt zum Verlag:
Blumenstr. 36
D-70182 Stuttgart
Tel. 0711/210 55-0
Fax: 0711/210 55 39
info@thienemann.de

Kontakt zu Otfried Preußler (Jahrgang 1923): info@preussler.de

Informationstext “Warum nicht N..er?”: HIER zum download

Eine Liste von Büchern mit rassistischen Inhalten / Begriffen (zum mitmachen!) erstellen wir ab sofort HIER.

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5 replies
  1. Redaktion
    Redaktion says:

    Zusendung einer Leserin :

    Sehr geehrter Herr Preussler,

    mit Entsetzen habe ich in Ihren Kinderbüchern, z.B. “Die kleine Hexe” oder “Herr Klingsor konnte zaubern” nach wie vor den rassistischen Begriff “Neger” gefunden.
    Ich möchte Sie bitten und auffordern, an den Verlag Ihre Zustimmung zu geben, die Neuauflagen Ihrer Bücher ohne rassistische Begriffe zu veröffentlichen. Das Wort “Neger” ist eine eindeutig diskriminierende Bezeichnung für schwarze Menschen, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr akzeptabel ist. Durch das andauernde Wiederholen des Begriffs wird das damit verbundene rassistische Gedankengut von Generation zu Generation weiter getragen und gefestigt.
    Gerade Sie als Kinderbuchautor möchte ich besonders darum bitten derartige Begriffe nicht zu verwenden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Cornelia B.

  2. Hanne
    Hanne says:

    Diese Bücher sind doch als Kinderlektüre höchstens geeignet, wenn man die Kinder zu Rassisten erziehen will, verstehe gar nicht warum man Kindern sowas vorlesen möchte, es muss doch Bücher geben ohne Rassismus?!

  3. Rosa Ouro-Salim
    Rosa Ouro-Salim says:

    Ich fände es super, wenn auch eine Liste mit empfehlenswerten Kinderbüchern für afrodeutsche und alle Kinder erstellt wird.
    Oft sind wir auf der Suche nach Lesestoff, wo afrodeutsche und andere Kinder ganz normal zusammen vorkommen, nicht der Vater immer ein Gericht aus seiner Heimat kocht und in denen meine Kinder sich finden können.
    Liebe Grüße Rosa

  4. Marion Wulff
    Marion Wulff says:

    Endlich ein Erfolg!

    aus der TAZ:

    04.01.2013
    Diskriminierende Sprache bei Preußler

    Die Kleine Hexe, ohne Rassismus

    „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler wird künftig ohne diskriminierende Begriffe erscheinen. Ein Leserbrief hat die Nachkommen des Autors überzeugt.von Daniel Bax

    In Zukunft geht die kleine Hexe nicht mehr mit „Negerlein“ zum Fasching. Bild: Tripp/Weber/Thienemann Verlag

    BERLIN taz | Als Mekonnen Mesghena seiner siebenjährigen Tochter aus dem Kinderbuch vorlas, das ihm eine Freundin geschenkt hatte, staunte er nicht schlecht. Denn als er zu dem Kapitel kam, in dem sich Otfried Preußlers kleine Hexe unter eine Gruppe von Kindern mischt, die sich zu Fasching verkleidet hatten, fühlte er sich wie vor den Kopf gestoßen. Von einem „Negerlein“ war da unter anderem die Rede, von „Chinesenmädchen“ und „Türken“.

    Mesghena, der in der Heinrich-Böll-Stiftung das Referat Migration & Diversity leitet, schrieb einen Brief an den Verlag, in dem er sich über die „rassistischen und ausschließenden“ Begriffe beschwerte. Nach einem Mailwechsel erhielt er im Dezember dann eine überraschende Antwort. „Auch Ihrem Schreiben von neulich ist es wohl zu verdanken, dass es gelungen ist, die Familie Preußler davon zu überzeugen, die fraglichen Begriffe in ’Die kleine Hexe‘ auszutauschen“, hieß es da. Das Ergebnis werde in der neuen Ausgabe, die im Sommer 2013 erscheinen soll, zu sehen sein.

    „Wir werden alle unsere Klassiker durchforsten“, bestätigte der Stuttgarter Verleger Klaus Willberg, in dessen Haus die Bücher von Otfried Preußler erscheinen, gegenüber der taz. „Zum Teil ist das aber schon passiert“, sagt Willberg, und verweist auf „Das Traumfresserchen“ von Michael Ende. Das Wort Neger werde in „Die kleine Hexe“ nicht ersetzt, sondern gestrichen. Es sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet Willberg den Schritt. „Nur so bleiben sie zeitlos.“

    Der Stuttgarter Thienemann Verlag folgt damit dem Verlag Friedrich Oetinger aus Hamburg, der veraltete Wörter wie Neger und Zigeuner bereits vor vier Jahren aus seinen aktuellen Übersetzungen von „Pippi Langstrumpf“ und anderen Büchern von Astrid Lindgren strich.

    „Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeitgemäß, entsprechen im deutschen Sprachgebrauch nicht mehr dem heutigen Menschenbild und können missverstanden werden“, erklärt der Verlag dazu auf seiner Website. „Sie wurden deshalb entweder gestrichen oder durch neue Formulierungen ersetzt.“ Pippis Vater etwa wird nun als „Südseekönig“ bezeichnet, der die „Taka-Tuka-Sprache“ spricht.

    Entwicklung über Authentizität

    Der 89-jährige Otfried Preußler gehört seit seiner „Räuber Hotzenplotz“-Trilogie (1962 bis 1973) und „Krabat“ (1971) zu den ganz Großen der Kinderliteratur. Wie die Erben von Astrid Lindgren hat auch er sich lange gegen jede Änderung seines Kinderbuchklassikers „Die kleine Hexe“ gestemmt, der 1958 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet und seitdem in 47 Sprachen übersetzt sowie weltweit mehr als 4,3 Millionen Mal verkauft wurde. „Mit der Zeit ist aber die Einsicht gewachsen, dass die Authentizität des Werks der sprachlichen Weiterentwicklung untergeordnet werden muss“, sagt Klaus Willberg.

    Mekonnen Mesghena ist darüber sehr glücklich. „Meine Tochter wird sich auf jeden Fall freuen, wenn sie sich mit der ’Kleinen Hexe‘ wieder versöhnen kann“, schrieb er an den Verlag. „Und mich freut es auch, wenn unsere Kinder beim fröhlichen Lesen nicht über ausgrenzende Begriffe stolpern.“

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