@ Spiegel Redaktion und Chefredaktion: Macht helle Haut unprofessionell?

an: spiegel@spiegel.de

der braune mob e.V. – media-watch

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Werte Chefredaktion.

Uns haben Zuschriften besorgter LeserInnen erreicht, die sich auf diesen Artikel beziehen:

DER SPIEGEL 24/2009 vom 08.06.2009, Seite 120
RAUCHEN
Macht dunkle Haut süchtig?
US-Forscher vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen Hautpigmentierung und Nikotinsucht gibt. Bei einer Studie mit 150 Teilnehmern fanden Wissenschaftler von der Pennsylvania State University heraus, dass Probanden mit höheren Konzentrationen des Farbstoffs Melanin in der Haut im Schnitt mehr Zigaretten konsumierten, stärker abhängig waren und auf die beim Rauchen entstehenden krebserregenden Stoffe empfindlicher reagierten als Vergleichspersonen mit hellerer Hautfarbe. Offenbar gehen Nikotin und Melanin im Körper sehr leicht Verbindungen miteinander ein. Die biochemische Affinität zwischen beiden Stoffen könnte dazu führen, dass sich Nikotin im Körpergewebe von Dunkelhäutigeren stärker anreichert. Dadurch würde sich sowohl die Wirkungsdauer der Tabakgifte wie auch ihre Suchtpotenz erhöhen. Zwar sind nach Ansicht der Forscher noch weitere Studien notwendig, um die Hypothese zu untermauern. Dennoch glauben sie sich auf der richtigen Spur: “Wir möchten beispielsweise wissen, warum Afroamerikaner größere Schwierigkeiten haben als Weiße, mit dem Rauchen aufzuhören”, so Penn-State-Wissenschaftler Gary King.

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?titel=Macht+dunkle+Haut+uswblabla

Klar: Ob und in welcher Frequenz jemand raucht oder nicht, liegt nicht daran, wieviel Stress die Person hat, ob seine oder ihre Eltern geraucht haben oder ob man rauchfrei öffentlich repräsentiert wird (man nennt das “soziokulturelle” Faktoren, wenn man das Wort buchstabieren kann).
Sicher liegt es auch nicht daran, wen die Gesundheitsindustrie in ihrer Werbung offensiv anspricht. Denn es ist ja auch ganz egal, welche Gruppen dazu ermutigt werden, gesund zu leben. Noch egaler ist nur, ob man selbst so einer Gruppe angehört oder nicht und Journalismus damit verwechselt, alles abzutippen, was man kurios findet. Den Historischen Kontext solcher pseudowissenschaftlicher Ausfälle sowie kleinere gesellschaftliche Aufgaben der Berufszunft darf man dabei ruhig mal links liegen lassen.

Schwarze Menschen sind ja auch eine Rasse, eine amorphe homogene Gruppe, und ihr dominierendstes biologisches Merkmal ist die Hautfarbe. Ganz anders übrigens als bei Weißen. Daher kann man ruhig mal eben das Gehirn ausschalten und einen offensichtlich Verwirrten unkommentiert zitieren, der findet, dass wenn eine Sache Schwarze Menschen betrifft, dies sicher ursächlich auf ihre Pigmentierung zurückzuführen ist. Soziale Benachteiligung, Druck durch strukturellen Rassismus, verwehrte Chancen durch institutionellen Rassismus, Stress, soziokulturelle Gegebenheiten…. können ruhig ausgeblendet werden, wenn man der Typ dafür ist. Es sind ja alles auch nur ganz ganz kleine Faktoren.

Nun sollte aber auch dringend einmal der Zusammenhang zwischen weißen Menschen und Zerrungen beim Nordic Walking sowie bei Segway-Unfällen veröffentlicht werden: Melaninmangel ist ein deutlicher Indikator für Koordinationsschwierigkeiten. Mutierte Gene wie z.B. blaue Augen deuten darauf hin, dass auch ansonsten in der internen Chemie einige Besonderheiten bestehen. Ein Eindruck, den der Spiegel mit solchen Artikeln zu bestärken vermag.

Mit besten Grüßen,

info[at]
Derbraunemob.de

der braune mob e.V.
media-watch – schwarze deutsche in medien und öffentlichkeit

— http://www.derbraunemob.info —
— http://www.blog.derbraunemob.info —

Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von uns öffentlich geführt wird, und wir dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation, Lehre und Aufklärung veröffentlichen.

3 replies
  1. Redaktion
    Redaktion says:

    nachgereicht:

    an
    spiegel@spiegel.de

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Ihr Artikel bezieht sich offensichtlich auf diese “Studie”
    http://www.pop.psu.edu/searchable/press/may0809.htm

    Es stellt sich die Frage, warum der Spiegel diese sehr einseitige und vor allem nicht repräsentative “Studie” veröffentlicht und die Sucht Rauchen als melaninabhängig darstellen möchte. Wenn es um die Veröffentlichung einer angeblichen genetisch bedingten Prädisposition zu einem bestimmten Verhalten geht, sollte besonders ein deutsches Magazin wesentlich kritischer sein, welche Informationen es einem breiten Publikum unterbreitet.

    Es gibt wesentlich genauere Umfragen bzw Studien, die Gary King’s Theorie widerlegen, und vor allem aufzeigen daß es keine menschliche Gruppe via Hautfarbe gibt, die mehr zum Rauchen neigt, und daß das Thema Sucht sehr viel komplexer ist, zB:

    http://www.cdc.gov/nchs/data/ad/ad331.pdf

    Der Spiegel sollte sich darüber im Klaren sein, daß Rassismus nicht nur Rechtsextremismus ist sondern in weiten Teilen der Bevölkerung vertreten ist, Artikel wie der genannte tragen leider dazu bei, daß es so bleibt.

    Ich behalte mich vor, jeglichen Schriftwechsel, insbesondere auch Anfragen,
    zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung zu veröffentlichen.
    Eine Kopie dieser Mail wurde an “derbraunemob.de” geschickt

    Mit freundlichen Grüßen
    A* (Name liegt der Red. vor)

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Jedenfalls haben sich besorgte Spiegel LeserInnen hilfesuchend an die Media Watch Organisation der braunemob gewandt, und diese hat, in einem unnachahmlich – unerreichbaren Schreibstil, der möglicherweise nicht von ungefähr an “Deutschland Schwarz Weiss” erinnert, einen Leserbrief an die Chefredaktion des Spiegels verfasst, dessen Lektüre ich Euch nur mal so als Tipp mitgeben darf:  Macht helle Haut Journalisten unprofessionell? […]

  2. […] Für genauere Infos und Protestbriefe checkt den Blog vom Braunen Mob (HIER klick)! […]

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