Ausstellung “die Dritte Welt im zweiten Weltkrieg” – aktuelle Kommentare Dritter

online seit 2.10.: Tagesspiegel-Artikel “Werkstatt der Erinnerungskulturen” – Der Streit um die Ausstellung “Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg” wurde zum Lehrstück für die Einwanderungsgesellschaft.

“So verdienstvoll die Motivation des Kurators ist, so sehr zeigt sich in der Ausstellung nach wie vor eine eurozentristische Sichtweise”, sagte auch der Politologe Joshua Kwesi Aikins, der die “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland” vertritt.

neu vom 16.10.09: “Kleine Anleitung zur kolonialen Inszenierung” – Unterhaltsame und sehr lesenswerte Analyse und Aufklärung auf http://die-dritte-welt-im-zweiten-weltkrieg.blogspot.com/

Die Ausstellungsmacher (…) attestieren sich selbstbewusst eine Wanderausstellung jenseits eurozentrischer Rezeptionen entwickelt zu haben. Doch eine koloniale Inszenierung folgt klaren, überprüfbaren Regeln.

1. Ein (in der Regel) weißer Mann wird als Aufklärer und Entdecker “unbekannter” Völker und Welten inszeniert. So zum Helden und Abenteurer geadelt, markiert er das “neue Territorium” somit als “fremd” und tauft sie auf einen Namen, der in der Welt der weißen Rezeption klare Assoziationen von Exotik, Naivität, kultureller und politischer Rückständigkeit, Armut, oder Unmündigkeit hervorruft. In dieser unerschlossenen Umgebung bekämpft er das Böse…

weiterlesen hier.

neu vom 9.10.09: “Thema verfehlt” von Else Nganana , gesamter Essay als pdf HIER

Auszüge:

So ist beispielsweise das ikonographische Photo, das in der Ausstellung mit “Kind im zersto”rten Nanking” betitelt wird, tatsa”chlich wenige Monate vor der Zersto”rung Nanjings (auch in Deutschland hat sich zwischenzeitlich die Eigenbezeichnung durchgesetzt), zu Beginn des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs in Shanghai aufgenommen worden
” nicht wie die Ausstellungsmacher behaupten in Nanjing.

Ebenso a”rgerlich ist der Umstand, dass Aung San, der Vater der weltweit bekannten burmesischen Oppositionsfu”hrerin und Friedensnobelpreistra”gerin Aung San Suu Kyi, nicht nur eine falsche Schreibweise seines Namens erfa”hrt (na”mlich Aung Sang), sondern dass er daru”ber hinaus mit Kollaborateuren wie Chinas Wang Jingwei in eine Reihe gestellt wird.

Irritierend ist auch der Subtitel “…ein vergessenes Kapitel der Geschichte.”
Mit dem Begriff “vergessen” setzt sich der Ausstellungsmacher als derjenige in Szene, der unwissenden Mitbu”rgern “unbekannte” Ereignisse Nahe bringt. Auch damit knu”pft er an koloniale Inszenierungen an. Denn “vergessen” ist der Pazifikkrieg, der von 1937 bis 1945 wa”hrte und rund 30 Mio. Tote forderte, weder bei den 1,3 Milliarden Chinesen, noch sonst irgendwo im Pazifikraum ” oder gar in der englischsprachigen Welt. Vielmehr gibt es in Wissenschaft, Filmindustrie und Literatur eine Fu”lle von Werken, die auf ihn Bezug nehmen. Hiervon findet sich in der Ausstellung jedoch leider wenig.

Ereignisse werden in U”bereinstimmung mit politischen und ideologischen Vorstellungen der Projektverantwortlichen konstruiert, vergessen, ignoriert oder besonders hervorgehoben und produzieren ein ungenaues und verzerrtes Gesamtbild.

1) … vom britischen telegraph über den Historiker Götz Aly, der bei einer Pressekonferenz unter anderem das Schwarzsein von Soldaten und Vergewaltigung kausal in Zusammenhang brachte

*

2) aus deutscher Wissenschaft von Prof. Dr. Maureen Maisha Eggers:

“Ein resümierender Kurzkommentar zum Abschluss der Ausstellung Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg

Bloße Verewigungsarbeit? (oder) Was ist die koloniale Matrix der Geschichte?

Auszüge:

“Der Titel der Ausstellung >>Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg<< legt nahe ” gewissermaßen im Subtext, dass es um Schwarze Menschen und People of Color geht, die sich an unserem (weißen europäischen) Krieg beteiligten. (…)
Das Material der Ausstellung offenbart allerdings, dass es das (weiße europäische) wir war, welches in bestehende Gesellschaften eingedrungen ist. Über sie hergefallen ist” (…)
“Die Aufmachung der Ausstellung in der bestehenden Form reduziert allerdings People of Color erneut zu Native Informants.
Sie verschleiert die Matrix der kolonialen und militarisierten Ausbeutungsverhältnisse und degradiert somit People of Color zu Objekten der so genannten Weltgeschichte.”

ganzer Kommentar hier als pdf.

Hintergrund-Infos: Die Ausstellung war von der Leitung der “Werkstatt dert Kulturen” aufgrund konzeptioneller Mängel abgesagt worden, was auf großes öffentliches Interesse und geteilte Meinungen stieß.

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