Internationale Wochen gegen Rassismus 2011 vom 14.-27. März

Mit über 850 Veranstaltungen in etwa 250 Städten und Gemeinden.
Auszüge aus der Pressemitteilung von Interkultureller Rat in Deutschland e.V.

Darmstadt, 14. März 2011

Während sich Hunderte von gesellschaftlichen Gruppen und Initiativen engagiert gegen Rassismus und Diskriminierung stark machen, weisen repräsentative Umfragen auf eine signifikante „Zunahme antidemokratischer und rassistischer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft“ hin. Nach den Ergebnissen der Untersuchungen der Universität Leipzig und des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld nehmen insbesondere „chauvinistische und fremdenfeindliche Einstellungen dramatisch zu und dokumentieren krisenbedingte Mechanismen der Abwertung gegenüber Fremden“:

  • 11,3 % der befragten Personen finden 2010: “Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt.”
  • 49 % stimmen der Aussage zu: “Es leben zu viele Ausländer in Deutschland.”
  • 24,4 % meinen: “Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die in Deutschland lebenden Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken.”

Ins Zentrum dieses Einstellungsrassismus geraten dabei verstärkt die etwa 4 Millionen Muslime, die in der Bundesrepublik Deutschland leben:

  • 26,1 % der befragten Personen finden: “Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden.”
  • 38,9 % meinen: “Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.”
  • 55,4 % können „gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind.“
  • 58,4 % der Befragten (in Ostdeutschland sogar 75,7%) sind der Auffassung „für Muslime sollte die Religionsausübung in Deutschland ‚erheblich eingeschränkt werden’.”

Aussagen wie die des neuen Innenministers Hans-Peter Friedrich, wonach sich in der Historie nirgends belegen ließe, dass der Islam zu Deutschland gehört, befördern Ressentiments gegenüber Menschen islamischen Glaubens in unser Gesellschaft zusätzlich.

„Dabei sind nicht Ausgrenzung und Abwehr, sondern gleiche Rechte und Chancen auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe unverzichtbare Grundvoraussetzungen für das friedliche Zusammenleben in der multikulturellen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland“, so Jürgen Micksch.

Zum Hintergrund der Internationalen Wochen gegen Rassismus:

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus gehen zurück auf eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die im Jahre 1979 ihre Mitgliedsstaaten aufforderte, alljährlich – beginnend mit dem 21. März – eine Woche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu organisieren (34/24-15/11/79). Der 21. März als „Internationaler Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung“ mahnt an das „Massaker von Sharpeville“, bei dem die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 im Township Sharpeville 69 friedliche Demonstranten erschoss, die gegen die ungerechten Passgesetze in dem Apartheid-Staat auf die Straße gegangen waren. Unter dem Eindruck dieser Gräueltat forderte die Generalversammlung die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Jahre 1966 auf, ihre Anstrengungen zur Überwindung jeder Form von Rassismus zu verdoppeln (Res. 2142 [XXI] vom 26. Oktober 1966).

Zu den Aktionswochen im Jahr 2011:

Es zeichnet sich ab, dass die diesjährigen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ vom 14. bis 27. März die bislang umfangreichsten in der Kampagnengeschichte sein werden. Mehr als 100.000 Materialien wurden abgerufen, der Veranstaltungskalender beim Interkulturellen Rat verzeichnet bereits jetzt über 850 Maßnahmen in etwa 250 Städten und Gemeinden. Einige Beispiele für die Vielfältigkeit der Aktionen, mit denen sich lokale Initiativen, Schulen, Gewerkschaften, Vereine, Sportverbände und Unternehmen an den Aktionswochen beteiligen und Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzen:

Unter dem Titel „Was ist antimuslimischer Rassismus?“ veranstaltet die IG Metall in Frankfurt/M. am 15. März eine Informations- und Diskussionsveranstaltung, die am Beispiel des antimuslimischen Rassismus die Wandlungsfähigkeit rassistischer Diskurse veranschaulicht will.

Die IG BCE betont am 17. März in Hannover im Rahmen einer Podiumsdiskussion „Wir zeigen Rassismus und Rechtsextremismus die Rote Karte“. Viele weitere Veranstaltungen der IG BCE-Bezirke finden bundesweit statt.
Die DGB-Jugend Saar veranstaltet zusammen mit dem Cafe Exodus, dem örtlichen Jugendzentrum und der Initiative Laut gegen Nazis in Saarbrücken ein umfangreiches Programm gegen Rassismus im Saarbrücken. Die Schirmherrschaft hat der saarländische Ministerpräsident Peter Müller übernommen.
Viele weitere Städte und Regionen wie Berlin, Leipzig, Erlagen, Rostock, Karben oder Bayreuth beteiligen sich mit einem eigenen Veranstaltungsprogramm.

Fast ein Viertel aller Veranstaltungen wird von schulischen Einrichtungen durchgeführt. Mit über 80 vielfältigen Aktivitäten und Fortbildungsangeboten engagieren sich darüber hinaus auch die Volkshochschulen bundesweit.
Der Deutsche Fußball Bund mit seinen Regional- und Landesverbänden und die Deutsche Fußball Liga rufen in Stadiondurchsagen dazu auf, Rassismus und Diskriminierung innerhalb und außerhalb der Fußballstadien entschieden zu begegnen. Viele Vereine der Profiligen und viele Fanprojekte beteiligen sich darüber hinaus mit eigenen Aktivitäten.
Zahlreiche Kooperationspartner, Sponsoren und Unterstützer beteiligen sich mit eigenen Veranstaltungen an den Internationalen Wochen gegen Rassismus oder bewerben die Kampagne in ihren Unternehmen und Organisationen.

mehr: www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de.

0 replies

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *