Titel: Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm
Autoren: Rafik Schami & Ole Könnecke
Verlag: Carl Hanser Verlag München
Auflage: 1. Auflage

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• Altersempfehlung: 5 – 7 Jahre
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Einsendung von F.:

Zusammenfassung und Einschätzung
In dem Buch wird die Geschichte eines (Weißen) Mädchens erzählt, dessen (Weißer) Vater Angst vor Fremden (Schwarzen) hat.
Eigentlich ist ihr Vater ganz großartig (stark, klug, lustig,…), er kann sogar Zaubertricks. Doch Schwarze (=Afrikaner_innen) sind ihm unheimlich, er meint sie seien überall, schmutzig und laut. Dies versteht das Mädchen nicht, ist ihre beste Freundin doch eine Schwarze aus Tansania. Also will sie ihrem Papa die Angst vor Schwarzen nehmen, indem sie ihn überredet bei der Freundin auf der Geburtstagsfeier zu zaubern, natürlich ohne ihm vorher zu verraten, dass die Familie aus Tansania kommt.
Um ihren Papa zu überzeugen, ist das Mädchen besonders lieb, sie kocht, putzt, u.s.w. Daraufhin darf sie sich etwas wünschen und bittet den Vater als Zauberer auf dem Geburtstag aufzutreten. Er sagt zu, was sie an ihre Freundin weiter gibt. Diese erzählt es ihrer Mutter, die es wiederum ihrem Mann erzählt. Dabei wird jedes mal weiter übertrieben und die Person des Vaters zu einer sagenhaften Gestalt aufgebauscht.
Als es schließlich so weit ist, und das Mädchen mit ihrem Vater bei der Freundin vor der Tür steht, erleben sie eine Überraschung: „schwarze Menschen stürmten uns tanzend, musizieren und lachend entgegen. Sie trugen bunte Gewänder und funkelnden Schmuck, einige auch Messer, Speere oder Pfeil und Bogen, manche schlugen Trommeln, andere spielten auf Flöten und Trompeten“. Dem Vater, der als „Exzellenz“ angesprochen wird, wird direkt ein grüner „Trunk der Freundschaft“ angeboten. Die Teilnehmer_innen des Festes werden als „Tänzer, Musiker und Krieger“ bezeichnet, die Eltern der Freundin als beinahe königlich schreitend. Dazu passend sind die Illustrationen.

Das Buch erhebt zwar den Anspruch, Vorurteile abzubauen, doch leider werden an mehreren Stellen Stereotype reproduziert.
Zunächst widersprechen die Bilder des Buches den Vorurteilen des Vaters: er denkt, Schwarze seien schmutzig während das Bild eine Schwarze Person beim Fegen zeigt, und so weiter. Doch als die Ankündigung, dass der Vater bei der Freundin auf dem Geburtstag als Zauberer auftritt, in der Familie weiter gegeben wird, wird er immer kräftiger, klüger und lustiger – diese Übertreibungen scheinen typisch für die ‘Kultur der Schwarzen’ zu sein.
Als der Vater schließlich der Familie aus Tansania gegenüber steht, besteht die Überraschung nicht darin, dass sie sich eigentlich nicht von Weißen unterscheiden, sondern es werden reihenweise rassistische Klischees bedient: bunt bemalte Krieger trommeln, tanzen u.s.w. Schwarze werden also wieder einmal exotisiert, der Weiße Mann hingegen wird angehimmelt.
Außerdem fällt auf, dass das Mädchen, um ihren Vater zu überzeugen, typische ‘Frauenaufgaben’, wie beispielsweise putzen übernimmt, also auch sexistische Rollenwahrnehmungen durch das Buch verstärkt werden.

Einsendung von E.:

Augenscheinlich geht es in dem Buch um die Auflösung rassistischer Vorurteile gegenüber Schwarzer, jedoch wird deren Ursprüngen in keinster Weise auf den Grund gegangen, geschweige denn eine Antirassistische Position vertreten.
Tatsächlich wird gegen Ende des Buches eine schwarze Familie in einem platten Rassistischen Denkmuster als Bastrocktragende, Trommelspielende
“liebe Wilde von Nebenan” dargestellt.
(Und diese peinlich undifferenzierte Darstellung soll auch noch als Argument zur Auflösung von Rassismen gelten.)

Das Buch ist aber definitiv in der Ursprünglichen Fassung mit diesen Darstellungen in allen mir bekannten Buchläden und Online zu erhalten.

(Verwirrt hat mich die auschließlich positive Darstellung des Buches auf allen von mir gefundenen Kinderbuchseiten
…)