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Der Kolonialismus und seine Folgen

Neuerscheinung von BER und INKOTA: Der Kolonialismus und seine Folgen – 125 Jahre nach der Berliner Afrika-Konferenz

Herausgeber: Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. (BER) und INKOTA”netzwerk, September 2009, 28 Seiten

Editorial: Für die Menschen in Afrika war der Kolonialismus eine Tragödie. Millionen wurden ermordet oder verhungerten, Zwangsarbeit, Prügelstrafen und Vergewaltigungen waren Alltag im kolonialen Herrschaftssystem. Die Europäer wollten die Kolonien zum nationalen Prestige und vor allem zur Ausbeutung der Ressourcen. Rücksichtslos wurden lokale Strukturen zerstört und alles daraufhin organisiert, den höchsten Profit aus den Kolonien zu ziehen. Um die systematischen Menschenrechtsverletzungen zu rechtfertigen, entstand die rassistische Ideologie, die Weiße als höherwertig einstufte. Zugleich wurde ein “Zivilisierungsauftrag des weißen Mannes” postuliert.

Die Berliner Afrika-Konferenz vor 125 Jahren war das zentrale Ereignis, bei dem sich die europäischen Mächte, das Osmanische Reich und die USA hinsichtlich ihrer kolonialen Ansprüche verständigten. Mit bekannten Folgen: Die willkürliche Grenzziehung hat zu Grenzkonflikten geführt, aber auch dazu, dass es zu Konflikten zwischen zusammen gewürfelten Bevölkerungsgruppen gekommen ist; die kolonialen Herren haben gezielt korrupte heimische Co-Eliten aufgebaut, was zu einem nachhaltigen Verfall der politischen Kultur geführt hat; die wirtschaftliche Ausrichtung auf den Export von Primärgütern konnte vielfach bis heute nicht überwunden werden.

Eine kritische Aufarbeitung der Kolonialzeit hat in Europa kaum stattgefunden, auch in Deutschland nicht: Nur wenige Orte im öffentlichen Raum erinnern an die Verbrechen des Kolonialismus; auch in Schulbüchern spielt der deutsche Kolonialismus so gut wie keine Rolle.

Das Verhältnis Europas zu Afrika ist bis heute von der kolonialen Vergangenheit geprägt. Auch die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) muss sich vor diesem Kontext einer kritischen Revision unterziehen: Der Gedanke eines “europäischen Entwicklungsauftrags” wurde im Schlussdokument der Berliner Afrika-Konferenz erstmals formuliert. Viele Kolonialmächte widmeten nach der Unabhängigkeit ihrer Kolonien die eigenen Kolonialministerien umstandslos in Entwicklungshilfeministerien um.

Was bedeutet das nun für die EZ? Weder heißt es, dass diese grundsätzlich sinnlos ist, noch darf man einfach weitermachen wie bisher. Vielmehr muss sich die EZ ihrer kolonialen Vergangenheit bewusst sein und die eigene Praxis permanent auf koloniale und neokoloniale Muster reflektieren.

Dieses Dossier soll Anregungen dafür geben und Hintergrundinformationen für kritische Veranstaltungen anlässlich des Jahrestags bieten. Es ist eine Gemeinschaftsproduktion von INKOTA und dem Berliner entwicklungspolitischen Ratschlag (BER). Der BER arbeitet seit einigen Jahren zum Zusammenhang von EZ und Kolonialismus ” so setzt er sich etwa in Berlin für die Umbenennung von Straßen ein, die nach Kolonialverbrechern benannt sind.

Aus dem Inhalt:

Christian Kopp: Das Schlüsselereignis des modernen Kolonialismus. Vorgeschichte, Ziele, Verlauf und Folgen der Berliner Afrika-Konferenz

Dominic Johnson: Das heimliche Erbe. Wie die Berliner Afrika-Konferenz sich bis heute auf die afrikanische Politik auswirkt

Joshua Kwesi Aikins: Antikolonialer Widerstand. Wie AfrikanerInnen sich gegen die europäische Expansion zur Wehr setzten

Marianne Bechhaus-Gerst: Vielfältige Unterdrückung. Imperialismus und Kolonialismus führten zur europäischen Aneignung Afrikas, Rassismus war die Ideologie zu ihrer Rechtfertigung

Jacob Emmanuel Mabe: Das Unrecht erinnern. Der moderne Diskurs über den Kolonialismus in Afrika

Peter Ripken: Das Alte ist gestürzt. Kolonialismus war einst ein wichtiges Thema für afrikanische Schriftsteller ” doch heute gibt es “neue Geschichten zu erzählen”

David Simo: Hartnäckiges Erbe. Wie koloniale Strukturen Kamerun bis heute prägen und Probleme bereiten

Henning Melber: Reichskriegsflaggen und “Fette Katzen”. Eindrücke aus dem postkolonialen Namibia

Harry Stephan und Ryan Lobban: Der neue Wettlauf um Afrika. Neokoloniale Landnahme bedroht Souveränität und Ernährungssicherheit

Mammo Muchie: Hilfe, die dem Geber nützt. Eine Abrechnung mit der Entwicklungszusammenarbeit

Katharina Oguntoye: Prekäre Subjekte. Die afrikanische Diaspora in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis zum Nationalsozialismus

Reinhart Kößler: Deutschland postkolonial. Verdrängen, vergessen, verleugnen

Joachim Zeller: Spuren und ihre Deutung. Postkoloniale Erinnerungskultur in Deutschland

Armin Massing: Erinnern, aufarbeiten, wiedergutmachen. Eine Kampagne anlässlich des 125. Jahrestags der Berliner Afrika-Konferenz

Zu Bestellen unter der Angabe Ihrer Postadresse bei: buero[ät]ber-ev.de, Schutzgebühr 2,50 EUR zzgl. Versandkosten (Rechnung wird mitgeschickt, ab 5 Ex. 20% Rabatt, ab 10 Ex. 30% Rabatt, 5 Ex. kosten also nur 10 EUR, 10 Ex. Kosten nur 17,50 EUR zzgl. Versandkosten).

13. August 2009, Magdeburg: Oury Jalloh – Demo vor dem Innen- und Justizministerium

via http://thevoiceforum.org

Demo gegen rassistische Polizeigewalt und für die Unterstützung einer Internationalen Unabhängigen Kommission zur Aufdeckung des rassistischen Mordes von Oury Jalloh und staatlicher Gewalt vor dem Innen- und Justizministerium.

BREAK THE SILENCE
Donnerstag, den 13. August 2009:
15.00 UHR HAUPTBAHNHOF MAGDEBURG

Hintergrund:

Am 7. Januar 2005 verbrannte Oury Jalloh, ein Flüchtling aus Sierra Leone, qualvoll in einer Polizeizelle in Dessau, Sachsen- Anhalt.

Weiterlesen: HIER

Totalausfall der F.A.Z. – Diffamierung des UN-Sonderberichterstatters Githu Muigai

Besonders spritzig hat sich Anfang Juli die FAZ hervorgetan. In einem “Artikel” heißt es:

*** Die Bundesregierung schickte aus unerfindlichen Gründen den einzigen Kenianer (Britisch-Ostafrika), der offensichtlich nicht mit Mittel- und Langstreckenlauf sein Geld verdient, durch Deutschland, um der Bevölkerung dabei behilflich zu sein, ein “breiteres” Verständnis von sogenanntem Rassismus zu entwickeln, auch auf die Gefahr hin, dass er wenig Gehör findet, weil die Bevölkerung bereits ganz zufrieden ist mit ihrem “engeren” Verständnis von sogenanntem Rassismus. Githu Muigai ist seit August 2008 Sonderberichterstatter der vereinten sogenannten Nationen für “zeitgenössischen” Rassismus und “verwandte Formen” von Intoleranz, ihm zur Seite stehen mehrere Berichterstatter, die ebenfalls aus ehemaligen Kolonien stammen und die für “traditionellen” Rassismus sowie den präraffaelitischen, kubistischen, impressionistischen Rassismus zuständig sind. Darüber gerieten die sogenannten Vorgängen in Honduras in heitere Vergessenheit, wenn sie denn überhaupt bemerkt worden sind.***

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2009, Nr. 27, S.12

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“colonial feeling” bei Deichmann

Zusendung von A. (Name der Red. bekannt):

Hallo beim schwarzen Blog,
Ich habe gerade beim stöbern auf der Deichman HP unter der Rubrik new styles auch eine Rubrik gefunden die sich “colonial feeling” nennt und finde das, wie ihr wahrscheinlich auch, überhaupt nicht lustig oder originell.
Ich frage mich was man sich bei so einem Titel gedacht hat. Wahrscheinlich nicht allzu viel.
Ich werde Deichmann kontaktieren und vllt. macht ihr es auch!?
Viele Grüße
A.

Kontakt zur Firma Deichmann: Hotline: 0800/ 50 20 500 (kostenlos), Mail (mit uns im cc): info@deichmann.com

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update: Resolution gegen rassistische Getränkebezeichnungen soll vor bayerisches Innenministerium

update vom 27.7. 2009:

Martin Zeil, der bayerische Minister für u.a. Wirtschaft und Infrastruktur, weiß in einem Schreiben vom 20.7. spontan, dass die Verwendung des N-Wortes “sicher nicht in rassistischer oder diffamierender Absicht” geschieht, – Zitat – “denn dies wäre mit der Gastfreundlichkeit und Weltoffenheit der bayerischen Gastronomie … auch gar nicht zu vereinbaren”.
Soweit die übliche Abwehr in üblicher Logik.

Gleichzeitig gibt Minister Zeil den BeschwerdeführerInnen aber recht, dass der Begriff “belastet ist” und “besser nicht verwendet werden sollte”. Und er agierte! Justizministerin Dr. Merk (Justiz & Verbraucherschutz), der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (vertreten durch Präsident Gallus), sowie der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (vertreten durch Prof. Erich Greipl) sendete Minister Zeil diese Woche Schreiben, in denen sie gebeten werden, ihre jeweiligen Mitglieder für die “Problematik” zu “sensibilisieren”, bzw eine “generelle Verbannung des Begriffes aus dem öffentlichen Raum einer Prüfung (zu) unterziehen”.

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21.7.2009:

wir berichteten hier.

Der AK Panafrikanismus und die 163 Organisationen und Vereine, die die Resolution unterstützen, wünschen sich, dass auch in Bayern, wie in anderen Bundesländern, statt rassistischer Vokabeln ein neutraler Begriff wie z.B. Diesel oder Cola-Weizen verwendet wird.
Die InitiatorInnen des AK Panafrikanismus München, vertreten durch Hamado Dipama, möchten diese Resolution nun an Staatsminister Herrmann übergeben, da er ein Verbot des Begriffs “Neger” durchsetzen kann.

Der Weg durch die Ämter gestaltet sich derzeit unübersichtlich. Wir werden hier über den Verlauf informieren.

Berlin-Kreuzberg: re-naming of street in May-Ayim-Ufer; Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer

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Bündnis von zivilgesellschaftlichen Organisationen begrüßt Umbenennung des
Gröbenufers in May-Ayim-Ufer in Berlin-Kreuzberg.

“Weitere Straßenumbenennungen nötig ”

Alliance of civil rights organizations welcomes the renaming of Berlin-Kreuzberg’s
Gröbenufer to May-Ayim-Ufer.

“Further street renamings will be necessary”

(whole release in english below; klick here or “Mehr” below)

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11. Juli, Potsdam: Seminar “Brandenburg, Kolonialismus und Afrikabilder”

11.Juli 2009, ab 10:30 Uhr, im Vereinshaus der BBAG e.V., Schulstraße 8 b, 14482 Potsdam

Die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus, insbesondere mit der Kolonialpolitik von Brandenburg/Preußen, sollte Bestandteil einer demokratischen Erinnerungskultur sein.

Bei dem am 11. Juli ab 10:30 stattfindenden Seminar wird das weithin unbeachtete Kapitel der Verstrickungen des Landes in den transatlantischen Sklavenhandel sowie in koloniale Eroberungen des Deutschen Reichs im 19. Jahrhundert kritisch durchleuchtet.

Den Abschluss bildet die Vorführung von “Eine Kopfjagd” (D 2001) des Filmemachers Martin Baer im Filmmuseum.
Hier wird die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika dokumentiert.

Armin Massing
Beratungsstelle
Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V.
Web: www.ber-ev.de

In Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft e.V., dem Verbund Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs e.V.

Programm-Ablauf und Kontakt für die Anmeldung HIER

Resolution gegen rassistische Getränkebezeichnungen in Bayern

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na also, es geht doch! Eisbezeichnung vorher – nachher.

Organisationen und Vereine der afrikanischen Gemeinschaft und Diaspora sowie weitere Sozialengagierte veröffentlichen eine Resolution zum mit-Unterzeichnen und Weitergeben. Auch der braune mob e.V. ist eine der Erst-Unterzeichnerinnen.

download der Resolution mit Faxvorlage zum mit-Unterzeichnen hier.

Kontakt/Rückfragen:

sekretariat[ at ]panafrikanismusforum.net

Hamado Dipama
AK Panafrikanimus – München
Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrat

www.fluechtlingsrat-bayern.de

Zum gleichen Thema und Problem gibt es auch auf unserer Homepage und im Blog eine dezentrale Kampagne, HIER und auch HIER

Weitere grundsätzliche Informationen: HIER.

Sklavenwitze auf VOX, Diplomatin verstimmt. Offener Brief an Bundespräsidenten

Äthiopien und Deutschland verbinden immerhin seit über 100 Jahren diplomatische Beziehungen. Doch was hat sich seither in Sachen “white supremacy” in Deutschland geändert?

In einem offenen Brief wendet sich Akinyi Princess of K’OrindaYimbo, an Bundespräsident Horst Köhler.

Anlass sind “Witze” über Versklavung des Fernsehsenders VOX.

Herr Bundespräsident Horst Kohler,
Bundespräsidialamt
Spreeweg 1
11010 Berlin 07.05.09

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

ich werde mein Anliegen ohne Umschweife direkt ansprechen. Am gestrigen Abend, 06. Mai 2009 beim Fernsehsender VOX, erlebte ich etwas das für mich und für meine Leute aus meinem Kontinent Afrika, nur als höchst beschämend für alle anständigen Menschen und ein Skandal ohne gleichen ist.

In der Kochsendung “Perfektes Dinner”, um 19.00 Uhr, wurde ein sogenannter “Karibischer Abend” zelebriert. Die Gastgeberin als Piratin! Der “Höhepunkt”: Die Piratin in (un)gehöriger Manier und Tonfall, rief “ihre Sklaven”, dunkel bemalt und entsprechend gekleidet, zum musizieren um die Gäste zu beglücken. Danach haben die Sklaven natürlich das Lammcarré – Restessen von den Gästetellern bekommen – beim stehen in die Hand gedruckt zum Knochen abnagen – und dann “Huschhusch raus mit euch!”

den ganzen Brief lesen